Organisationen bitten dringend um Spenden für Ostafrika

UN berichten von Vergewaltigungen von Flüchtlingen

Frankfurt a. M. (epd). Angesichts der Hungerkatastrophe in Ostafrika haben Hilfsorganisationen ihre Unterstützung ausgeweitet und erneut eindringlich zu Spenden aufgerufen. Die Vereinten Nationen berichteten am Freitag in New York zudem von Vergewaltigungen von Flüchtlingen.

Die UN-Sonderbeauftragte für sexuelle Gewalt, Margot Wallström, verurteilte die Vergewaltigung von Frauen und Mädchen, die vor der Hungersnot in Somalia fliehen, scharf. "Ich rufe alle Beteiligten dazu auf, diese ungeheuerliche Menschenrechtsverletzung sofort einzustellen", erklärte sie am Donnerstag (Ortszeit) in New York. Sie habe Berichte erhalten, wonach Frauen und Mädchen auf ihrer Flucht nach Kenia brutaler sexueller Gewalt ausgesetzt seien.

Die Täter seien Mitglieder von Milizen, kriminellen Banden, aber auch der Truppen der somalischen Übergangsregierung. Auch im Flüchtlingslager auf der kenianischen Seite drohten weiblichen Flüchtlingen neue Gefahren.

Nach UN-Angaben sind etwa 3,7 Millionen Menschen, davon die Hälfte aus Somalia, von der Hungersnot am Horn von Afrika betroffen. Zehntausende Menschen seien ihr bereits erlegen.

Die Welthungerhilfe machte darauf aufmerksam, dass die Krise am Horn von Afrika chronisch sei. Daher müsse die Nothilfe dringen mit langfristigen Maßnahmen verbunden werden, erklärte das Hilfswerk in einem "Brennpunkt" zu Ostafrika. Die kleinbäuerliche Landwirtschaft in der Region müsse gefördert und die Menschen auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet werden. Zudem müssten die Regierungen vor Ort dafür Sorge tragen, dass nicht das ganze fruchtbare Land an internationale Agrarkonzerne verkauft werde.

Die Diakonie Katastrophenhilfe verdoppelte unterdessen ihre Nothilfe auf insgesamt vier Millionen Euro. Damit würden die Partnerorganisationen in Somalia, Kenia und Äthiopien rund eine halbe Million Menschen erreichen. Ein Hilfsflug in der kommenden Woche soll mehr als sechs Tonnen Medikamente für Kinder nach Mogadischu bringen.

Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Rudolf Seiters, rief eindringlich zu mehr Spenden für die Hungernden auf. "Die Hilfe kann gar nicht umfassend und groß genug sein", sagte Seiters der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Freitagsausgabe). Allein das Flüchtlingslager Dadaab an der Grenze von Kenia und Somalia, das für 90.000 Menschen errichtet worden sei, sei mittlerweile mit 360.000 Menschen komplett überfüllt, sagte Seiters.

Die Hilfsorganisation World Vision erhob den Vorwurf, die Weltgemeinschaft und die Medien hätten viel zu spät auf die Dürre reagiert. Noch im Juni habe sich niemand für die Hilfsappelle interessiert, kritisierte der Vorstandsvorsitzende von World Vision, Christoph Waffenschmidt, in Berlin. Er forderte einen Rettungsschirm für Ost-Afrika. So wie die Hilfe für die wirtschaftlich angeschlagenen EU-Länder selbstverständlich sei, so dringlich sei sie auch für Ost-Afrika.

Der Afrika-Beauftragte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Günter Nooke (beide CDU), verteidigte das späte internationale Eingreifen. Wenn sich die internationale Gemeinschaft schon zu Jahresbeginn in Kenia oder Äthiopien engagiert hätte, hätte sie die beiden Staaten aus der Verantwortung entlassen, sagte Nooke.

Für die Hungernden in Ostafrika haben die Deutschen bisher mindestens 91 Millionen Euro gespendet. Das geht aus einer Erhebung hervor, die das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) am Dienstag vorgelegt hatte. Befragt wurden 34 Hilfswerke und Spendenbündnisse.

Der Verband deutscher Entwicklungsorganisationen (Venro) forderte die Bundesregierung auf, ihre Hilfen zu erhöhen. Die Bundesregierung bringt bisher 65,5 Millionen Euro auf. Andere Geberländer wie Japan, Großbritannien und Australien trügen deutlich mehr bei, kritisierte der Verband. Insgesamt werde der unmittelbare Bedarf von den Vereinten Nationen auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Am Wochenende will Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) nach Kenia reisen.

12. August 2011