Sühnezeichen-Mitbegründer Franz von Hammerstein gestorben

EKD-Ratsvorsitzender würdigt Theologen als Menschen mit Charakter und Charisma

Berlin (epd). Franz von Hammerstein, Mitbegründer und langjähriger Generalsekretär der Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Der evangelische Theologe starb am Montag in Berlin, wie die Aktion Sühnezeichen am Dienstag mitteilte. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, würdigte Hammerstein als Menschen mit Charakter und Charisma. Hammerstein wird am Samstag in Berlin beigesetzt.

Schneider erinnerte daran, dass Hammerstein schon familiär im Widerstand gegen den Nationalsozialismus beheimatet gewesen sei und seine theologischen Wurzeln in der Bekennenden Kirche hatte. Als Mitbegründer der Aktion Sühnezeichen und auch als Direktor der Evangelischen Akademie zu Berlin habe er große öffentliche Präsenz und Ausstrahlungskraft gehabt, heißt es in dem Kondolenzschreiben des Ratsvorsitzenden an Hammersteins Witwe.

Sühnezeichen-Geschäftsführer Christian Staffa sagte, Hammerstein habe viele ermutigt, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus lebendig und international weiterzuführen. Zusammen mit dem Magdeburger Kirchenjuristen Lothar Kreyssig gründete er 1958 die Aktion Sühnezeichen, die sich für die Aussöhnung mit den von Deutschland im Zweiten Weltkrieg überfallenen Ländern einsetzt. Der Theologe war von 1967 bis 1975 Generalsekretär der Vereinigung. Bis ins hohe Alter blieb er Ehrenvorsitzender des Kuratoriums von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.

Franz von Hammerstein wurde 1921 in Kassel als zweitjüngstes von sieben Kindern des Generaloberst Kurt Freiherr von Hammerstein-Equord (1878-1943) geboren. Er absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann und arbeitete bei Krupp. 1944 wurde er wegen der Beteiligung seiner Brüder Kunrat und Ludwig am Attentat gegen Adolf Hitler von der Gestapo in Sippenhaft genommen und anschließend in den Konzentrationslagern Buchenwald und Dachau interniert. Nach dem Krieg studierte Hammerstein in den USA evangelische Theologie.

Von 1975 bis 1978 war Hammerstein beim Weltkirchenrat für den christlich-jüdischen Dialog in Genf tätig. Anschließend leitete er die Evangelische Akademie Berlin. Für sein Engagement im christlich-jüdischen Gespräch und für die Versöhnung wurde er 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Den Lothar-Kreyssig-Friedenspreis erhielt er 2003.

Hammersteins Mut, frühzeitig und gegen Widerstände die Mitverantwortung von Gesellschaft und Kirchen an den Verbrechen des Nationalsozialismus zu thematisieren und Konsequenzen zu fordern, habe Generationen ermutigt und viele bewegt, sagte Elisabeth Raiser, Vorsitzende von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste: "Insbesondere sein Engagement für den christlich-jüdischen Dialog und internationale Verständigung über konfessionelle und weltanschauliche Grenzen hinweg sind uns bleibender Auftrag."

17. August 2011