Kirchen werben für Ratifizierung des UN-Seearbeitsübereinkommens

epd-Gespräch: Dieter Sell

Bremen/Hamburg (epd). Die Generalsekretärin der Deutschen Seemannsmission, Heike Proske, wirbt für eine Ratifizierung des internationalen Seearbeitsübereinkommens durch Deutschland. Das Dokument der UN-Arbeitsorganisation ILO sei "eine Charta der Grundrechte für die weltweit 1,2 Millionen Seeleute", sagte Proske im epd-Gespräch in Bremen. Zur Weltkonferenz christlicher Seemannsmissionen werden ab Freitag in Hamburg 200 Delegierte aus 49 Ländern erwartet.

Das Seearbeitsübereinkommen ("Maritime Labour Convention") wurde 2006 einstimmig von der ILO verabschiedet. Das Übereinkommen tritt in Kraft, wenn es von 30 Ländern ratifiziert wurde, die mindestens ein Drittel der Welttonnage in der Handelsschifffahrt repräsentieren. Laut ILO wurde es bisher von 15 Ländern ratifiziert, zuletzt am 11. August vom Inselstaat Antigua und Barbuda, unter dessen Billigflagge viele deutsche Schiffe unterwegs sind.

"Im Seearbeitsübereinkommen geht es um grundlegende Rechte wie Arbeitszeiten, Urlaub und Ausbildung", sagte Proske. Auch Bestimmungen zur Freizeit, zur Religionsausübung und zu sozialen Hilfen gehörten dazu. Mit der Konvention würden in vielen Ländern der Welt erstmals überhaupt Mindeststandards für die Arbeit auf See eingeführt, sagte die leitende Theologin der evangelischen Organisation: "Das ist ein Riesenfortschritt." Wenn das Übereinkommen in Kraft trete, würden auch die Seemannsmissionen profitieren.

"Dann müssten die Häfen ein soziales Netz mitfinanzieren, das von den christlichen Organisationen bereits unterhalten wird", sagte Proske. Zum weltweiten Dachverband christlicher Seemannsmissionen ICMA gehören nach ihren Angaben 28 Organisationen und knapp 1.000 Seelsorger in 128 Ländern. Sie unterhalten Stationen in allen großen Häfen der Welt. Ihre Delegierten kommen bis zum 23. August zur Weltkonferenz an die Nordseeküste. Das Seearbeitsübereinkommen gehört in Hamburg zu den zentralen Themen.

Die Bundesregierung will das UN-Dokument durch ein neues Seearbeitsgesetz in deutsches Recht umsetzen. Nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens im Bundestag soll das Verfahren zur Ratifizierung eingeleitet werden. Wann das sein wird, konnte Proske nicht sagen.

17. August 2011