Kindernothilfe: Wiederaufbau in Haiti gestaltet sich schwierig

Duisburg (epd). Rund anderthalb Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in Haiti hat sich die Situation der Menschen in dem Karibikstaat kaum gebessert. Noch immer lebten rund 700.000 Überlebende in Notunterkünften, berichtete der Direktor der Kindernothilfe in Haiti, Alinx Jean-Baptiste, am Donnerstag in Duisburg. Eins der Hauptprobleme sei, dass es noch immer keine handlungsfähige Regierung gebe. Der neue Präsident Michel Martelly habe zwar Rückhalt in der Bevölkerung, aber keine Unterstützung der Parteien. Bei dem Erdbeben im Januar 2010 kamen nach Schätzungen rund 220.000 Menschen ums Leben.

Auch vonseiten der reichen Oberschicht, die die komplette Wirtschaft des Landes kontrolliere, ist nach Jean-Baptistes Einschätzung keine Hilfe zu erwarten. Sie verdiene vielmehr noch am Wiederaufbau, da ihre Firmen an den Importen und Aufbauten direkt beteiligt seien. Die Hauptlast der sozialen Arbeit im Land trügen somit Nichtregierungsorganisationen aus dem Ausland, die untereinander ihre Hilfe koordinierten und abstimmten.

In einigen Teilbereichen seien jedoch auch kleine Erfolge zu verbuchen, sagte der Kindernothilfe-Mitarbeiter. So stabilisiere sich das Bildungswesen auf einem geringen Niveau: "Haitis Kinder haben wieder eine Chance auf Bildung." Zwar seien noch längst nicht alle Schulen wieder aufgebaut. "Doch das Netz an Übergangschulen ist so dicht, dass sich der chronische Bildungsnotstand nicht verschärft", sagte Jean-Baptiste. Bei dem Erdbeben waren rund 80 Prozent aller Schulen Haitis zerstört worden.

Die Kindernothilfe unterhält zurzeit in Haiti 28 Projekte, in denen 11.000 Kinder versorgt werden. Diese Kinderschutzzentren sollen langfristig in Schulen umgewandelt werden. Zudem baut die Kinderhilfsorganisation neue Schulen. Rund 15 Millionen Euro an Spenden für Haiti konnte die Kindernothilfe bislang verbuchen.

18. August 2011