Papst-Besuch: Merkel hofft auf Ermutigung für Ökumene

Berlin (epd). Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erhofft sich vom bevorstehenden Papst-Besuch ein ermutigendes Signal für die Ökumene und die Geschlossenheit der Christen. In einer Zeit, in der die Grundlagen der kulturellen Werte und Traditionen in Vergessenheit zu geraten drohten, bedüfe es gemeinsamer Orientierungspunkte, schreibt Merkel in einem Vorwort zu einem Sammelband der Konrad-Adenauer-Stiftung zum Papstbesuch, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.

Sie hoffe, dass der Aufenthalt von Papst Benedikt XVI. in Deutschland dazu beitrage, den Geist der Gemeinsamkeit im Konfessionellen wie im Politischen zu stärken, so die Kanzlerin.

Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland. Stationen seiner Reise sind Berlin, das Bistum Erfurt und Freiburg. Neben Messen sind eine Rede vor dem Bundestag sowie eine Begegnung mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Erfurter Augustinerkloster geplant.

Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, erwartet vom Papst-Besuch vor allem Ermutigung für die Katholiken in Deutschland. Aus der Deutschland-Visite könne eine angemessenere Art des Umgangs mit Problemen als der lange in der Kirche praktizierte erwachsen, sagte Meyer mit Blick auf den Missbrauchsskandal im vergangenen Jahr und den daraufhin begonnenen Dialog-Prozess der deutschen Bischöfe.

Die katholische Kirche in Deutschland sei in einer guten Ausgangsposition, um neuen Mut zu schöpfen, sagte der frühere ZdK-Chef. Er hoffe, dass der Papst-Besuch ähnlich verlaufe wie in Großbritannien oder in Spanien. Dort sei Benedikt auch in einer schwierigen Situation gekommen und habe es durch seine Klarheit und Nachdenklichkeit geschafft, dass ihm auch Menschen außerhalb der Kirche zugehört hätten.

Mit Blick auf das geplante ökumenische Treffen in Erfurt warnte Meyer davor, Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche zu verwischen. Die Unterschiede müssten ausgehalten werden. Er hoffe auf ein "besseres Aufeinanderhören und Aufeinanderzugehen".

Der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, erwartet vom Papst-Besuch ein Signal, "dass das Religiöse stärker in unser Bewusstsein tritt". Ein radikaler Laizismus, der die Religion aus der Politik verdrängen wolle, sei inakzeptabel. "Das ist intellektueller Totalitarismus", sagte Pöttering.

23. August 2011