Bischof Fischer vermisst ökumenische Impulse

epd-Gespräch: Christine Süß-Demuth

Karlsruhe (epd). Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer vermisst Fortschritte in der Ökumene. In der Amtszeit von Papst Benedikt XVI. habe es bislang keine Impulse gegeben, "die das evangelisch-katholische Verhältnis positiv befördert haben", kritisierte der Theologe in einem epd-Gespräch. Die Positionen des Papstes seien nicht anti-evangelisch, aber "er hat auch kein deutliches Interesse gezeigt, das evangelisch-katholische Verhältnis auf eine bessere Grundlage zu stellen". Der Papstbesuch in Deutschland in rund drei Wochen könnte jetzt der erste Akzent sein.

Der nächste Schritt in der Ökumene zwischen evangelischer und katholischer Kirche müsse die gegenseitige Anerkennung der Ämter sein, sagte Fischer, der als evangelischer Vorsitzender des Kontaktgesprächkreises zwischen Evangelischer Kirche in Deutschland (EKD) und Deutscher Bischofskonferenz beim ökumenischen Gespräch mit Papst Benedikt XVI. in Erfurt dabei ist. Allerdings erkenne er in Rom derzeit keinen Willen, in der Ämterfrage weiter zu kommen. Dabei geht es um die Autorität von Priestern, Pfarrern und Bischöfen. Das gilt als das ökumenische Problem schlechthin.

Ähnlich sei es beim gemeinsamen Abendmahl. Er könnte sich eine Feier vorstellen, bei dem ein katholischer Priester das Abendmahl leitet und der evangelische Pfarrer assistiert. "Dass dies von katholischer Seite nicht möglich ist, kann ich nicht nachvollziehen," sagte Fischer, der auch Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen (UEK) ist.

Ziel der ökumenischen Bemühungen sollte keine Einheitskirche sein. Dagegen hält Fischer das "Modell der versöhnten Verschiedenheit" für einen tragfähigen Ansatz. "Was mich bekümmert ist, dass es dazu von katholischer Seite so ausgesprochen wenig Willen gibt", sagte er. In einem solchen Modell müsse auch die Frage des Papstamtes und seiner Wertschätzung auf evangelischer Seite ein Thema sein. Dazu sei allerdings ein anderes Verständnis des Papstamtes nötig.

Der badische Landesbischof geht davon aus, dass Papst Benedikt XVI. in Erfurt die Bedeutung von Martin Luther (1483-1546) für die katholische Kirche würdigt. Weitere Fragen seien die Bedeutung von Luthers Erbe für die katholische Kirche und welche Rolle das Gedenken an Luther im Reformationsjubiläum 2017 für das ökumenische Miteinander spielt. Was eine mögliche Rehabilitierung Luthers anbelangt, glaubt Fischer allerdings nicht, dass es "zu einem juristisch relevanten Akt" kommen wird.

Der Papst besucht vom 22. bis 25. September Deutschland. Stationen seiner Reise sind unter anderem auch Berlin und Freiburg. Neben päpstlichen Messen soll er eine Rede vor dem Deutschen Bundestag halten. Außerdem geplant sind Begegnungen mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland im Erfurter Augustinerkloster.

31. August 2011