Diakoniechef Gern: Armut erhöht Risiko für Suchterkrankungen

Hannover/Frankfurt/Main (epd). Eine wachsende Armut in Deutschland erhöht nach Ansicht des hessischen Diakonievorsitzenden Wolfgang Gern das Risiko von Suchterkrankungen. Armut sei oft Auslöser für Depressionen, Existenzängste und Stress, sagte Gern bei einer Fachtagung zu "Sucht und Armut" am Mittwoch in Hannover. Betroffene stünden in der besonderen Versuchung, diese Probleme mit Suchtmitteln erträglicher zu machen.

Auch der Direktor der niedersächsischen Diakonie, Christoph Künkel, warnte vor dem Zusammenhang zwischen Sucht und Armut. So waren zwei Drittel der Besucher niedersächsischer ambulanter Suchthilfeeinrichtungen 2009 nicht erwerbstätig. Die Hälfte der Hilfesuchenden bezog die Arbeitslosenhilfe Hartz IV.

Künkel warnte vor allem vor der Sucht legaler Drogen wie Alkohol. "Sucht und Armut sind gesellschaftspolitische Fragen ersten Ranges." In Niedersachsen seien derzeit 154.000 Menschen alkoholkrank, bis 140.000 Personen seien abhängig von Medikamenten und bis zu 26.000 litten unter der Sucht von sogenannten Hartdrogen.

Um Abhängigkeiten zu verhindern, forderte Gern vor allem Politiker zur Armutsbekämpfung auf. Die Schere zwischen Arm und Reich öffne sich immer weiter. Rund 13 Prozent der Bevölkerung lebten in Armut, davon seien rund drei Millionen Kinder und Jugendliche.

31. August 2011