Militärbischof beklagt Desinteresse an Auslandseinsatz

Troisdorf (epd). Der Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Martin Dutzmann, hat ein weit verbreitetes Desinteresse in Deutschland an dem Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan beklagt. Die Bevölkerung sollte das Engagement der Soldaten vielmehr kritisch mitdenkend und mitfühlend begleiten, mahnte der Theologe am Montagabend im rheinischen Troisdorf.

Für viele Bundeswehrangehörige und ihre Familien seien die Militärseelsorger wichtige Ansprechpartner, sagte Dutzmann, der auch Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche ist. Sie hätten ein offenes Ohr, wenn etwa eine Partnerin per SMS aus der Heimat die Beziehung beende oder ein Kind in sechstausend Kilometern Entfernung erkranke.

Die gegenwärtige Lage in Afghanistan bewertete Dutzmann zwiespältig: "Vieles ist tatsächlich nicht gut in Afghanistan", sagte der Theologe und verwies auf den schleppenden Wiederaufbau und die verschlechterte Sicherheitslage. Anderes laufe dagegen gut, wie etwa die Übergabe von Verantwortung an afghanische Behörden.

Der Militärbischof spielte damit auf Äußerungen der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann an. Käßmann hatte Anfang 2010 in einer Predigt gesagt: "Nichts ist gut in Afghanistan." Nach Ansicht von Dutzmann ist eine eindeutige ethische Bewertung des Militäreinsatzes der Bundeswehr sehr schwierig. Wer meine, dass ein sofortiger Abzug aus Afghanistan Frieden bringen würde, irre, sagte der Theologe.

06. September 2011