EKD: Verfolgung von Christen differenziert betrachten

Berlin (epd). In der Debatte über Religionsfreiheit hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, vor christlichen Überlegenheitsgefühlen gewarnt. Die Verfolgung von Christen und Gewalt gegen Christen hätten nicht immer religiöse Ursachen, sagte Schneider am Montag in Berlin bei einem Kongress der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Daher dürfe es keine "verallgemeinernde Empörung über den Islam geben".

In islamischen Republiken seien in der Regel alle Religionsgemeinschaften außer den Muslimen benachteiligt. Doch auch in solchen Ländern gebe es mitunter verfolgte muslimische Minderheiten. "Für sie müssen wir genauso unsere Stimmen erheben wie für unsere eigene Religion", betonte Präses Schneider.

Es sei fraglich, ob die Verfolgung von Christen weltweit zugenommen habe oder nur die Aufmerksamkeit für das Thema höher geworden sei. Schneider warnte daher vor Superlativen. Letztlich sei es unerheblich, wie viele Menschen bedroht würden. Jeder einzelne sei einer zu viel.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) wies darauf hin, dass die Religionsfreiheit vor allem aus dem Islam heraus bedroht werde. Christen stellten die größte Gruppe dar, die aus religiösen Gründen verfolgt werde.

Der Präsident der Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Peter Kodwo Appiah Kardinal Turkson, bezeichnete die Lage der Christen weltweit als ernst. Täglich werde über lebensbedrohliche Situationen berichtet. In zwei Dritteln aller Länder würden Christen wegen ihrer Religion belästigt oder verfolgt. In der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sei festgehalten, dass Religionsfreiheit auch das öffentliche Bekenntnis sowie die Freiheit, die Religion zu wechseln, umfasse. Turkson kritisierte daher auch mit Blick auf Deutschland den Trend, christliche Glaubenssymbole aus der Öffentlichkeit zu verdrängen.

Die Unionsfraktion veranstaltete zum vierten Mal einen Kongress in ihrer Reihe "Das 'C' ist für uns Programm". Dieses Mal ging es um das Thema "Religionsfreiheit verteidigen, Christen beistehen".

19. September 2011