Bischöfin wünscht sich Entgegenkommen des Papstes in Ökumene

Passau/Halle (epd). Unmittelbar vor Beginn des Deutschlandbesuchs von Papst Benedikt XVI. werden weitere Erwartungen auf eine Annäherung zwischen katholischer und evangelischer Kirche formuliert. Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, erhofft sich "eine klare Ermutigung" des Papstes, Ehepaare in konfessionsverbindender Ehe zur katholischen Eucharistie zuzulassen. Der Publizist Peter Seewald, der im vergangenen Jahr ein vielbeachtetes Interview mit dem Papst veröffentlichte, erwartet "die eine oder andere Überraschung" in der Interpretation Martin Luthers (1483-1546) durch Benedikt XVI.

Junkermann sagte der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung", sie wünsche sich, dass "zum äußerlichen Entgegenkommen des Papstes auch das theologische kommt, die reformatorischen Kirchen als Kirche anzusehen und sie nicht nur als kirchliche Gemeinschaften zu bezeichnen. Die Bezeichnung der protestantischen Kirchen als kirchliche Gemeinschaft geht aus dem Vatikan-Dokument "Dominus Iesus" hervor, das der heutige Papst und damalige Kardinal Joseph Ratzinger im Jahr 2000 als Präfekt der Glaubenskongregation maßgeblich mitverfasst hatte.

Der Publizist Seewald sagte der "Passauer Neuen Presse" (Mittwochsausgabe), Benedikt XVI. sei auf dem Weg zur Ökumene alles andere als ein Hindernis, "er hat diesen Prozess schon als Kardinal angetrieben und begleitet". Allerdings sei Ökumene keine Einbahnstraße. Beim Abendmahl geht es zunächst einmal darum zu sehen, "dass es völlig unterschiedliche Dinge sind": "Man kann die katholische Eucharistie nicht mit dem Abendmahl vergleichen." Doch werde der Papst ein Wort zu Luther sagen, "und das wird uns sicher aufhorchen lassen", sagte Seewald.

Im Rahmen seines am Donnerstag beginnenden viertägigen Deutschlandbesuchs kommt Papst Benedikt XVI. am Freitag im Erfurter Augustinerkloster mit Vertretern der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammen. Geplant sind ein 35-minütiges Gespräch und ein anschließender Wortgottesdienst. Die Spitzen der evangelischen und der katholischen Kirche bemühten sich in den vergangenen Tagen, die Erwartungen an das Treffen zu dämpfen und stellten den Symbolgehalt heraus: In Erfurt war Luther in das Augustinerkloster eingetreten, wurde Priester und legte im intensiven Bibelstudium das Fundament für die spätere Reformation.

21. September 2011