Kirchliche Arbeitsgemeinschaft will kein nationaler Kirchenrat sein

Ludwigshafen (epd). Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland will auch zukünftig ein Ort des ökumenischen Austauschs für ihre Mitgliedskirchen bleiben. Die Arbeitsgemeinschaft strebe nicht an, als "nationaler Kirchenrat" nach US-amerikanischem Vorbild für alle Kirchen in Deutschland zu sprechen, sagte der ACK-Bundesvorsitzende, der evangelische Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber, am Donnerstag am Rande der Mitgliederversammlung in Ludwigshafen in einem epd-Gespräch.

Die beiden großen christlichen Kirchen, die weiter eigenständig gegenüber Politik und Gesellschaft auftreten wollten, würden der Errichtung eines "nationalen Kirchenrats" nicht zustimmen, sagte Weber. Sie seien nicht bereit, für eine gemeinsame Vertretung gegenüber dem Staat und der internationalen Ökumene auf Einflussmöglichkeiten zu verzichten. Ziel der Arbeitsgemeinschaft sei es, die Zusammenarbeit zwischen den Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften weiter zu vertiefen.

Kleinere Kirchen, Freikirchen und die Orthodoxie hofften hingegen durch eine Mitgliedschaft in dem kirchlichen Dachverband, besseres Gehör zu finden, sagte Weber. Deshalb sollten sich evangelische und katholische Kirche zurücknehmen und einen Austausch auf Augenhöhe ermöglichen. "Mehr Sensibilität der Großkirchen gegenüber den kleinen Kirchen ist nötig", warb der Braunschweiger Bischof. Im ökumenischen Dialog müsse die Arbeitsgemeinschaft darauf hinarbeiten, dass alle Mitgliedskirchen die Erklärung der christlichen Kirchen zur gegenseitigen Anerkennung der Taufe unterschreiben.

An den Papstbesuch in Deutschland seien mit Blick auf die Ökumene viel zu hohe Erwartungen gestellt worden, bilanzierte Weber. Für die ökumenische Arbeit der Arbeitsgemeinschaft habe der Besuch im September "null" gebracht. Die verschiedenen Kirchen sollten im Bemühen um die Ökumene die konfessionellen Grenzen akzeptieren. "Diese trennen uns nicht existenziell und sind keine Bekenntnisgegenstände", machte der Bischof deutlich.

Die Mitgliederversammlung sollte am Donnerstag zu Ende gehen. Der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft gehören derzeit 17 christliche Kirchen an, darunter neben den evangelischen und orthodoxen Kirchen auch die römisch-katholische, die alt-katholische und die anglikanische Kirche, Freikirchen wie mennonitische und baptistische Gemeinden sowie die evangelisch-methodistische Kirche. Unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft gibt es 24 regionale und 230 örtliche Gliederungen.

20. Oktober 2011