Altbischof Huber betont ökumenische Chancen des Reformationsjubiläums

Bonn (epd). Altbischof Wolfgang Huber hat die beiden großen Kirchen ermuntert, weiter auf Zusammenarbeit zu setzen. Das Reformationsjubiläum 2017 enthalte ökumenische Chancen, schreibt Huber in einem Beitrag für die "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Das Vorhaben der großen Kirchen, Schlüsseltexte der Reformation wie die 95 Thesen oder Martin Luthers Schrift über die Freiheit eines Christenmenschen gemeinsam zu kommentieren, könnten die ökumenische Verständigung fördern, argumentiert der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Huber unterstützte auch den Vorschlag des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider, im Blick auf den 500. Jahrestag der Reformation wechselseitige Verletzungen aus der Vergangenheit zu heilen. Als versäumte Chance für die Ökumene wertete der evangelische Theologe den Papstbesuch. Benedikt XVI. habe den Eindruck bestätigt, dass die "Konsens-Ökumene" der theologischen Gespräche an ein zumindest vorläufiges Ende gekommen sei. "Protestanten werden anerkennen müssen, dass wegen der Amtsfrage eine größere Nähe zwischen den Kirchen auf absehbare Zeit nach menschlichen Maßstäben schwer möglich ist", folgert Huber. Trotzdem sei Resignation nicht angebracht.

"Wir sollten die Kraft entwickeln, auf große Herausforderungen gemeinsam zu reagieren", empfiehlt der frühere Berliner Bischof Katholiken und Protestanten. Beide Kirchen setzten sich gemeinsam für die Armen und für die Lebenschancen künftiger Generationen sowie für Menschenrechte ein. Auch könnten sie gemeinsam für Religionsfreiheit eintreten. Wo die unterschiedliche Akzente setzten, etwa in bioethischen Fragen, sollten sie offen über Meinungsverschiedenheiten reden, forderte Huber: "Was wir gemeinsam sagen, gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn wir Diskussionen über Differenzen vorbildhaft führen."

"Wir brauchen eine Ökumene des Respekts und der Freundschaft", regte der Theologe an. Dazu gehöre, dass die beteiligten Kirchen einander in ihrem jeweiligen Kirchesein achteten. "Wir müssen eine Sprache überwinden, in der die einen die eigentliche Kirche und die anderen im besten Fall die uneigentliche Kirche sind." Aus evangelischer Sicht seien die evangelische und die katholische Kirche Schwesterkirchen.

26. Oktober 2011