EKD-Ratsvorsitzender: Bei kirchlichen Reformen nicht nachlassen

Magdeburg (epd). Trotz Reformmüdigkeit will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) an dem eingeleiteten Veränderungsprozess festhalten. "Wir wollen und sollen als Kirche nicht in die Gefahr geraten, auf Dauer über unsere Verhältnisse zu leben", betonte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider vor dem evangelischen Kirchenparlament, der Synode, am Sonntag in Magdeburg.

Bevölkerungsrückgang, sinkende Mitgliederzahlen, abnehmende Kirchenbindung und Relevanzverlust zwängen die Kirche dazu, nachhaltige Strukturen anzustreben. Deshalb müsse die Spannung zwischen wachsender Reformnotwendigkeit und einer prinzipiellen Zurückhaltung gegenüber notwendigen Veränderungen angenommen werden, warb der rheinische Präses. Schneider skizzierte laut Redemanuskript die evangelische Kirche als ein "offenes und missionarisches Haus". Weil die Kirche darauf vertraue, dass Gottes Geist sie leite und bewege, habe sie "den Mut zu Reformen, den Mut umzubauen, hinderliche Mauern und Wände abzureißen und neue Räume zu entwerfen und zu bewohnen".

Vor fünf Jahren hatte die EKD mit dem Impulspapier "Kirche der Freiheit" einen Reformprozess auf allen kirchlichen Ebenen angestoßen. Darin wird unter anderem für eine bessere Qualität kirchlicher Angebote und für Strukturanpassungen geworben.

Als beispielhaft lobte der oberste EKD-Repräsentant die geplante Fusion von drei evangelischen Landeskirchen in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zur Nordkirche. Diese erste "echte Ost-West-Kirchengründung" zu Pfingsten 2012 sei ein "Meilenstein für den gesamten Protestantismus". Mit der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland sei es bereits gelungen, dass sich Landeskirchen mit verschiedenen Bekenntnistraditionen zusammenschließen. Durch die Nordkirchen-Fusion wird sich die Zahl der Landeskirchen in der EKD auf 20 verringern.

Besorgt äußerte sich Schneider über die strukturellen und finanziellen Probleme der ökumenischen Dachorganisationen. Der Weltkirchenrat etwa stecke in einer "existenziellen Finanzkrise". Schneider führte dies darauf zurück, dass für viele Mitgliedskirchen der Weltkirchenrat derart an Bedeutung verloren habe, dass sie ihre Mitarbeit einstellten und auch finanziellen Verpflichtungen nicht mehr nachkämen. Eine weitere Herausforderung bestehe darin, dass die Zahl der Christen ohne konfessionelle und theologische Orientierung wachse, die nicht im Weltkirchenrat organisiert sind.

06. November 2011