Evangelische Kirche berät über Mission

Landesbischof Meister rät zur "Besinnung auf Christus"

Magdeburg (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat die Bedeutung von Mission für die evangelische Kirche unterstrichen. Sie sei der "Herzschlag der Kirche", sagte Meister am Montag vor der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg. Die Kirche richte einen "klaren Blick nach außen" und sei geprägt von einladendem Handeln.

Ausgangspunkt von Mission sei das Evangelium, führte Landesbischof Meister aus. Mission sei nicht Motivationsstrategie oder Gewinnung neuer Mitglieder, sondern es gehe um "Besinnung auf Christus als Grund und Gegenstand des Glaubens".

Unter dem Bibelwort "Was hindert's, dass ich Christ werde?" berät das Kirchenparlament bis Mittwoch darüber, wie den Menschen in der modernen Gesellschaft das Evangelium und der christliche Glaube nahegebracht werden können. Seit mehreren Jahren sinkt die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche in Deutschland. Derzeit gehören den 22 Landeskirchen rund 24 Millionen Protestanten an.

Bei der Einbringung eines Kundgebungsentwurfs sagte Meister, der Blick gehe nicht nur nach außen in die Welt, sondern richte sich auch auf die Kirche selbst: "Das Evangelium ist ein Krisen-Ruf, ein Ruf zur Umkehr und zum Sinneswandel."

Auf eine Sinnkrise werde häufig mit Angst vor Veränderung, Flucht in Geschäftigkeit und Mangel an Konzentration reagiert, argumentierte der Bischof, der den Vorbereitungsausschuss für das Schwerpunktthema der Synode leitete. Vor diesem Hintergrund beschrieb er als einen Grundauftrag von Mission "den Trost der Seelen und das Heil der Schöpfung in einer verängstigten Zeit".

Phänomene wie Veränderungsfurcht, Geschäftigkeit und Konzentrationsverlust seien nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch in der Kirche anzutreffen, sagte Meister. Sie verstellten den Zugang zum Evangelium. Die Herausforderung der Kirche am Anfang des 21. Jahrhunderts sei deshalb eine geistliche Konzentration.

"Eine Mission, die sich am Evangelium von Jesus Christus orientiert, ist fröhlich, zugewandt und kommunikativ", empfahl der hannoversche Landesbischof. Positive missionarische Projekte zeichneten sich aus durch das Gespür für unterschiedliche Situationen, für Enttäuschungen und Hoffnungen von Menschen.

Das religiöse Leben habe sich individualisiert und pluralisiert, erläuterte die Tübinger Theologieprofessorin Birgit Weyel. Eine wichtige Rolle dabei, ob sich Menschen zu Christentum bekennen, spielten Familie, Freunde, Lehrer und das soziokulturelle Umfeld. Die evangelische Kirche sieht die Praktische Theologin vor der Aufgabe, das Gespräch über christliche Lebensdeutungen eng verbunden mit den Lebenserfahrungen der Menschen zu fördern. Die Menschen seien als religiöse Akteure ernst zu nehmen. "Sie sind keine Konsumenten, an die man vermeintlich passgenaue Angebote adressieren muss", fügte sie hinzu.

Die Synodentagung war am Sonntag eröffnet worden. Bis Mittwoch steht neben den Beratungen zum Schwerpunktthema Mission unter anderem auch ein Kirchengesetz zum Arbeitsrecht auf der Tagesordnung. Das Arbeitsrecht in Kirche und Diakonie wird von den Gewerkschaften scharf kritisiert, weil es Arbeitgeber und Arbeitnehmer in einer sogenannten Dienstgemeinschaft verbindet, die friedliche Konfliktlösung anstelle von Streik und Aussperrung anstrebt.

07. November 2011