Seelsorger wollen erneut bei Castor-Transport vermitteln

Während des bevorstehenden Castor-Transportes nach Gorleben wollen mehr als 50 Seelsorger im niedersächsischen Wendland bei Konflikten zwischen Polizei und Demonstranten vermitteln. Die Pastoren und Diakone seien an weißen Westen mit der Aufschrift "Seelsorge" zu erkennen, sagte der Lüchower Propst Stephan Wichert-von Holten am Dienstag dem epd. "Uns geht es darum, dass die gegenüberliegenden Seiten sich als Menschen wahrnehmen und nicht die Würde des anderen aufs Spiel setzen."

Er hoffe auf friedlichen bürgerlichen Protest. "Dafür genießt der Landkreis einen guten Ruf", sagte der leitende evangelische Theologe der Region. Sorge bereite ihm die Schärfe, mit der einzelne Gruppierungen von außerhalb Aktionen angekündigt hätten.

Nach Angaben des Leiters des "Kirchlichen Dienstes in Polizei und Zoll" der evangelischen Kirchen in Niedersachsen, Pastor Frank Waterstraat, begleiten 15 evangelische Seelsorger die Polizisten aus den Bundesländern. Die katholische Kirche sei in etwa gleicher Stärke vertreten, sagte der Landesdekan für Polizeiseelsorge, Bernd Wübbeke. Hinzu kommen rund zehn Seelsorger der Bundespolizei. Der größte Polizeieinsatz Europas sei für die Einsatzkräfte eine enorme Belastung, sagte Waterstraat. Während des Transportes werden voraussichtlich rund 19.000 Polizisten im Einsatz sein.

Nach Informationen von Atomkraftgegnern sollen die elf Spezialbehälter voll hochradioaktivem Müll aus der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague bereits am Mittwoch ihre rund 1.200 Kilometer lange Fahrt starten, unklar ist, ob das Auswirkungen auf den Zeitpunkt der Ankunft hat. Bisher wird damit gerechnet, dass der Transport Gorleben am Sonntag erreicht.

Dieser Termin am ersten Advent ist bundesweit bei den Kirchen auf Protest gestoßen. Der christliche Feiertag stehe für Hoffnungen und Sehnsüchte und sei ein Kulturgut, sagte Wichert-von Holten: "Dann einen solchen Transport anzusetzen, trägt zur Verrohung der Gesellschaft bei."

22. November 2011