Schneider: Für Arme muss Kirche politisch und laut werden

Die christlichen Kirchen müssen nach Ansicht von Präses Nikolaus Schneider für die Belange Armer "politisch werden und laut werden". "Wir müssen uns zumindest an diesen Stellen engagieren, wo es um sozialstaatliche Rechte und Regelungen geht", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Montagabend in Berlin bei der Vorstellung eines Buchs zur Adventszeit, das er mit seiner Frau Anne geschrieben hat.

Gleichzeitig warnte der rheinische Präses davor, biblische Texte zu radikal und als Waffe in politischen Kämpfen zu benutzen. Er selbst kenne die überlegene Hochstimmung, wenn er Stellen aus der Schrift lese, die auf Ungerechtigkeiten hinweisen. "Verbalradikalismus" anhand von biblischen Worten schaffe aber Distanz und "hilft so wenig".

Stattdessen müsse aus christlichen Grundlagen eine gerechte Struktur entwickelt werden, in der Reiche und Arme gleichermaßen zu ihren Rechten kommen, betonte Schneider. "Christliche Verantwortung ist deshalb nicht nur Suppenküche, sondern Sozialpolitik", sagte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe bei der Buchvorstellung.

In ihrem Buch "Hoffnungslicht in kalter Nacht" schildern Anne und Nikolaus Schneider ihre Weihnachtstraditionen, erläutern in Streitgesprächen theologische Hintergründe und diskutieren darüber, was das Weihnachtsfest für Benachteiligte oder Menschen nach Schicksalsschlägen bedeuten kann. So berichtet das Paar unter anderem, wie es Weihnachten seit dem Tod der jüngsten Tochter verbringt. Sie war im Jahr 2005 an Leukämie gestorben.

22. November 2011