EKD-Friedensbeauftragter betont Rolle der Zivilgesellschaft in Afghanistan

Bremen (epd). Nach der Afghanistan-Konferenz in Bonn hat der kirchliche Friedensbeauftragte Renke Brahms dazu geraten, beim Aufbau am Hindukusch vermehrt die Zivilgesellschaft einzubeziehen. "Es reicht nicht, allein auf die Regierung des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai zu setzen", mahnte der Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstag im epd-Gespräch. Die zivilgesellschaftlichen Kräfte seien stark und weit verästelt bis in regionale und lokale Ebenen.

"Das entspricht viel mehr der afghanischen Struktur als die Zentralregierung Karsais", sagte Brahms. Kurz vor Beginn der Afghanistan-Konferenz hatten Vertreter der Zivilgesellschaft bei einem vorgeschalteten Forum in Bonn noch bemängelt, dass ihre Stimmen zu oft überhört würden.

Die Teilnehmerstaaten der Konferenz verständigten sich in einer Abschlusserklärung darauf, Afghanistan in einem "Jahrzehnt der Transformation" bis 2024 bei politischen Reformen, Friedensverhandlungen und dem zivilen Aufbau zu unterstützen. "Das ist eine wichtige Botschaft", lobte Brahms. Er bezweifelte aber auch, dass der Zeitraum ausreiche. Um Sicherheit und den zivilen Aufbau voranzutreiben, "brauchen Afghanistan und die internationale Gemeinschaft viel länger, auf jeden Fall mehr als zehn Jahre".

Auch die klare Verpflichtung Afghanistans, für Menschenrechte und zivilen Aufbau und gegen Korruption zu kämpfen, sei der richtige Weg, sagte Brahms. Der Theologe ist auch Leitender Geistlicher der Bremischen Evangelischen Kirche.

Kritisch sieht Brahms eine verlängerte Amtszeit von Karsai. Das sei "nicht dienlich" für den demokratischen Prozess. Nach Medienberichten will Karsai die Verfassung seines Landes ändern, um sich eine dritte Amtszeit nach 2014 zu verschaffen. Auch vor einer weiteren Stationierung von US-Soldaten für die Zeit nach dem Abzug der NATO-Kampftruppen Ende 2014 warnte Brahms. "Das erschwert die Verhandlungen mit den Taliban. Die Sicherheitsverantwortung sollte konsequent an die Afghanen übergeben werden."

06. Dezember 2011