Enttäuschung in evangelischer Kirche nach Klimagipfel

Bielefeld/Hamburg (epd). In der evangelischen Kirche ist das Ergebnis des Weltklimagipfels mit Enttäuschung aufgenommen worden. Der westfälische Präses Alfred Buß sagte dem epd, der Kompromiss von Durban bedeute "Klimaschutz in quälendem Schneckentempo". "Bis dahin wird viel Dreck in die Atmosphäre geblasen", befürchtet der Theologe. Auch der nordelbische Umweltpastor Thomas Schaack reagierte mit Kritik auf die Beschlüsse der 194 Teilnehmerstaaten im südafrikanischen Durban.

Die UN-Klimakonferenz, die nach zweiwöchigen Verhandlungen am frühen Sonntagmorgen zu Ende gegangen war, hatte einen Fahrplan für ein neues weltweites Klimaabkommen beschlossen. Bis 2015 soll ein neuer Klima-Vertrag ausgehandelt werden. Er soll Klimaschutz-Ziele für alle Länder mit hohem Treibhausgas-Ausstoß enthalten. Damit wären auch die USA und große Schwellenländer wie China in der Pflicht. Spätestens 2020 soll das Abkommen umgesetzt werden.

Der Kompromiss sei "ein enttäuschendes Ergebnis, aber besser als gar nichts", sagte Präses Buß in Bielefeld. Als positiv bewertete er, dass das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll verlängert wird. Zugleich bedauerte er, dass dabei die Hauptverursacher klimaschädlicher Emissionen wie die USA, Japan, Kanada, Russland, aber auch China, Brasilien, Indien und andere Schwellenländer nicht dabei seien. "85 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes sind auch weiterhin nicht geregelt", kritisierte Buß.

Nach dem Weltklimagipfel sieht Buß eine noch größere Verantwortung für Europa und Deutschland. "Wenn die hoch entwickelte Weltregion Europa in der Lage ist, das Dinosaurier-Zeitalter der fossilen Energie hinter sich zu lassen, dann ist das ein wichtiges Zeichen für den globalen Klimaschutz", erklärte er. Europa und besonders Deutschland könnten dabei global Vorreiter sein. In Deutschland seien mit dem beschlossenen Atom-Ausstieg die Weichen für mehr Klimaschutz gestellt, es müsse der "Einstieg in eine klimaschonende Energieversorgung" folgen.

Auch Nordelbiens Umweltpastor Schaack kritisierte die Beschlüsse der UN-Klimakonferenz. "Zufrieden kann man damit nicht sein", sagte er dem epd. Erneut sei das Dilemma internationaler Klimaverhandlungen offen gelegt worden: Es gebe einen erheblichen Leidensdruck von den jetzt schon betroffenen und ärmsten Ländern. Auf der anderen Seite stünden die sich verweigernden Schwellenländer wie China und Industriestaaten wie die USA.

"Immerhin ist eine Absichtserklärung für eine Vereinbarung ab 2020 geplant und ein Hilfsfonds für die ärmsten Staaten zur Anpassung an den Klimaschutz angeschoben worden", sagte der evangelische Theologe. Es seien aber weder die Inhalte eines neuen Klimaschutzabkommens deutlich noch sei geklärt, woher die Gelder für die Hilfsfonds kommen sollen.

13. Dezember 2011

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