Theologe Tanner neuer Leiter der Evangelischen Forschungsstätte

Heidelberg (epd). Der evangelische Theologieprofessor Klaus Tanner (57) übernimmt zum Jahreswechsel die Leitung der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft (FEST) in Heidelberg. Er folgt auf den Rechtswissenschaftler Eberhard Schmidt-Aßmann (73), dessen fünfjährige Amtszeit endet.

Der neue wissenschaftliche Leiter stehe wie kaum ein anderer evangelischer Theologe für die Notwendigkeit des interdisziplinären Austauschs, sagte der kurhessische Bischof Martin Hein bei einem Festakt am Montag in Heidelberg. Tanner bringe die besten Voraussetzungen mit, das Institut mit den Wissenschaftsdisziplinen zu vernetzen. Hein, der Vorstandsvorsitzender der Forschungsstätte ist, bescheinigte dem bisherigen Leiter, die Forschungsstätte sei bei ihm in allerbesten Händen gewesen. Tanner übernimmt die Leitung der Heidelberger Forschungsstätte im Nebenamt.

Das Forschungszentrum gilt als Brücke zwischen Protestantismus und Wissenschaft. Arbeitsschwerpunkte der evangelischen "Denkfabrik" sind die Bereiche Religion und Kultur, Frieden und nachhaltige Entwicklung sowie Theologie und Naturwissenschaft. Biowissenschaften, Recht und Ethik sowie Europa seien weitere wichtige Themen, sagte Tanner dem epd. Die Einrichtung wird getragen von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den Landeskirchen, den Evangelischen Akademien sowie dem Deutschen Evangelischen Kirchentag.

Tanner studierte evangelische Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und München. Seine wissenschaftliche Laufbahn begann er am Institut für Systematische Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach dem Vikariat in Starnberg wurde er zum Pfarrer ordiniert. Von 1993 bis 1997 war er Professor für Systematische Theologie in der Philosophischen Fakultät der Technischen Universität Dresden. Seit 1998 lehrte er Systematische Theologie mit dem Schwerpunkt Ethik an der Theologischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2008 folgte er einem Ruf an die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.

Der Theologieprofessor ist Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina und Vorsitzender der Zentralen Ethikkommission der Bundesregierung für Stammzellforschung. Auch arbeitete er mit in der Enquete-Kommission des Bundestages "Recht und Ethik in der Modernen Medizin" in der 14. Legislaturperiode. Zudem gehört Tanner der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD an.

Erster Leiter der 1957/59 entstandenen Einrichtung war der international renommierte Religionsphilosoph und Bildungsexperte Georg Picht (1913-1982). Der Tübinger Theologieprofessor Eberhard Jüngel stand von 2003 bis 2006 an der Spitze des Instituts. Danach übernahm der Rechtswissenschaftler Schmidt-Aßmann die Leitung. Der frühere EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber war von 1968 bis 1980 Mitarbeiter und stellvertretender Leiter der Forschungsstätte. Eine lange Tradition hat die Arbeit auf dem Feld der Friedensethik und Rüstungskontrolle. So gehört die FEST zum Kreis der deutschen Institute, die jährlich das Friedensgutachten publizieren.

20. Dezember 2011