Anschläge auf Christen in Nigeria weltweit verurteilt

Nairobi/Abuja (epd). Terror an Weihnachten: Bei Bombenanschlägen auf Kirchen in Nigeria sind am Sonntag mindestens 40 Menschen getötet worden. Weltweit zeigten sich Kirchenvertreter und Politiker schockiert. Die Anschlagsserie auf Christen in Nigeria hat weltweites Entsetzen ausgelöst. Papst Benedikt XVI. zeigte sich am Montag beim Angelusgebet in Rom tief bestürzt und rief zu Gebeten für die Opfer auf. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, die Anschläge seien durch kein Ziel zu rechtfertigen. Bundespräsident Christian Wulff sprach von "feiger Gewalt", die von keiner Religion gedeckt sei. Bei den Anschlägen auf mehrere Kirchen waren am ersten Weihnachtstag mindestens 40 Menschen getötet worden. Zu den Taten bekannte sich die islamistische Boko-Haram-Bewegung.

Etwa 35 Nigerianer starben und mehr als 50 wurden verletzt, als vor der katholischen St.-Theresa-Kirche in Madalla nahe der Hauptstadt Abuja eine Bombe detonierte. Hunderte Gläubige hatten sich dort zum Gottesdienst versammeltet. Die Kirche, die bis zu 1.000 Menschen fasst, soll Augenzeugen zufolge schwer beschädigt worden sein. Verletzte konnten lange Zeit nicht versorgt werden, weil den Behörden Fahrzeuge zum Krankentransport fehlten.

In Jos detonierte ein Sprengsatz vor der Kirche einer evangelikalen Sekte. Bei einem folgenden Feuergefecht wurde ein Polizist getötet, vier mutmaßliche Islamisten wurden festgenommen. Zudem stellten Soldaten mehrere Sprengsätze sicher, die in nahe gelegenen Gebäuden versteckt waren. Weitere Explosionen ereigneten sich in Gadaka und Damaturu, wo Sicherheitskräfte und Boko-Haram-Milizen sich seit Tagen schwere Gefechte liefern.

UN-Generalsekretär Ban sprach den Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme aus und rief zu einem Ende der religiös motivierten Gewalt in Nigeria auf. Bundespräsident Wulff schrieb in einem Beileidstelegramm an den nigerianischen Präsidenten Goodluck Jonathan: "Besonders verabscheuungswürdig ist es, dass sich die Anschläge gegen Menschen richteten, die sich friedlich an Weihnachten in ihren Gotteshäusern versammelt hatten."

Auch der Vatikan verurteilte die Anschläge mit scharfen Worten. Papst Benedikt XVI. sprach von einer "absurden Geste", deren Ziel ausschließlich eine Eskalation der Gewalt sei. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, rief die europäische Politik zu mehr Engagement für die Religionsfreiheit auf. Er kritisierte, dass wirtschaftliche Erwägungen häufig Vorrang vor der Verteidigung der Religionsfreiheit hätten. So werde übersehen, dass Länder, die bei der Rettung des Euro helfen sollen, Menschen aufgrund ihrer Religion diskriminierten, führte der Freiburger Erzbischof aus.

Der Grünen-Politiker Volker Beck pflichtete Zollitsch bei: "Wegen wirtschaftlicher und politischer Interessen gibt es für eine Reihe von Staaten offensichtlich einen Rabatt bei Verletzungen der Religionsfreiheit", kritisierte er. So wolle die Bundesregierung die Lieferung von 200 Panzern nach Saudi-Arabien genehmigen, obwohl dort auf brutalste Weise Menschenrechte verletzt würden. Erst in den vergangenen Tagen seien 42 Christen in Saudi-Arabien verhaftet worden.

Unions-Fraktionschef Volker Kauder forderte, dass die UN-Vollversammlung sich mit dem Thema Christenverfolgung befassen soll. Die internationale Gemeinschaft dürfe nicht länger wegschauen, betonte der CDU-Politiker. Die Täter dürften nicht nur verbal verurteilt, sondern müssten konkret zur Verantwortung gezogen werden.

Boko Haram hat in den vergangenen Monaten mit immer brutaleren Angriffen auf sich aufmerksam gemacht. Die Gruppe hat Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida. Bereits an Weihnachten 2010 verübte die Gruppe eine Reihe von Anschlägen, die der Terrorserie vom Sonntag ähnelte. Ende August starben bei einem Selbstmordanschlag auf ein UN-Gebäude in Nigerias Hauptstadt Abuja 23 Menschen. Der Name der Gruppe bedeutet "Alles Westliche ist Sünde". Ihr Gründer Mohammed Yusuf starb 2009 unter ungeklärten Umständen, nachdem die Polizei ihn festgenommen hatte.

26. Dezember 2011