EKD-Ratsvorsitzender: Transparenz sorgt für Glaubwürdigkeit

Bad Neuenahr (epd). Glaubwürdigkeit hängt für den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, wesentlich daran, ob Tun und Reden im Einklang stehen. Das gelte für die Politik und den Bundespräsidenten genauso wie für Gesellschaft und Kirche, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland in einem epd-Gespräch am Rande der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr.

epd: Was sorgt für Glaubwürdigkeit in Politik und Gesellschaft?

Nikolaus Schneider: Glaubwürdigkeit und Vertrauen sind fundamental für alle menschlichen Beziehungen. Sie sind auch Grundlagen für das gesellschaftliche Zusammenleben. Aber Glaubwürdigkeit muss auch ermöglicht und gefördert werden, und das ist eine Frage des Verhaltens: Das heißt für mich, sich stets zu bemühen und Tun und Reden in Einklang zu bringen, auch wenn dies nie ganz vollständig gelingen wird. Für Glaubwürdigkeit in Politik und Gesellschaft ist aber auch wichtig, treu, zuverlässig und transparent zu handeln.

epd: Hat Bundespräsident Christian Wulff dies im Umgang mit der Kreditaffäre beherzigt und für ausreichende Transparenz gesorgt?

Schneider: Ich kenne die Zusammenhänge und Umstände zu wenig, um das beurteilen zu können. Ich kann nur sagen: Die Maßstäbe, die der Bundespräsident selbst genannt hat - Geradlinigkeit und Transparenz -, sind die richtigen und müssen mit Leben gefüllt werden.

epd: Wie beurteilen Sie die Rolle der Medien in dem Fall?

Schneider: Die Medien haben - auch verfassungsmäßig - eine wichtige Funktion in unserem demokratischen Staatswesen und sollen den Mächtigen "auf die Finger schauen". Dazu gehören auch Informationen darüber, in welchen Beziehungen und Verflechtungen sich führende Politiker befinden. Es muss aber immer abgewogen werden, welche Informationen für die politische Meinungsbildung und damit für eine funktionierende demokratische Öffentlichkeit nötig sind und welche Aspekte lediglich die schiere Neugier und Sensationslust befriedigen. Der Ausgleich zwischen diesen beiden Polen muss gelingen.

epd: Ist das bei der Berichterstattung über den Bundespräsidenten der Fall?

Schneider: Das lässt sich erst im Nachhinein wirklich beurteilen. Grundsätzlich gilt jedenfalls für eine faire Berichterstattung, dass die Würde aller beteiligten Menschen gewahrt und die Privatsphäre geschützt werden muss, das gilt insbesondere für Kinder.

11. Januar 2011