EKD-Medienbeauftragter beklagt Schwund religiöser Kenntnisse

Schwäbisch Gmünd (epd). Der Medienbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Markus Bräuer, nimmt einen Rückgang religiöser Kenntnisse in den Medien wahr. Es wundere ihn nicht mehr, wenn in einem Film ein katholischer Priester im lutherischen Talar gezeigt werde oder Figuren in einem Krimi angeblich "evangelistischen" Glaubens seien, sagte Bräuer laut Redemanuskript am Donnerstagabend in Schwäbisch Gmünd. Christliche Medien sollten unter anderem bekanntmachen, wie sehr der christliche Glaube und seine jüdische Herkunft Leben und Kultur prägen, betonte der Theologe bei der Eröffnung eines christlichen Medienkongresses.

Zur evangelischen Medienarbeit gehört nach Bräuers Überzeugung der Einsatz für die Religionsfreiheit als Menschenrecht, das sich nicht auf nationale Grenzen beschränke. Er wies darauf hin, dass am vergangenen Sonntag vor Beginn eines ZDF-Gottesdienstes aus der deutschen evangelischen Kirche in Istanbul festgestellt wurde, dass die Kabel von zwei Fernsehkameras an einer verborgenen Stelle fachkundig durchtrennt worden seien. Dies seien in einer muslimisch geprägten Umwelt "bemerkenswerte Ereignisse".

Auch über den Umgang der Medien mit religiösen Themen müsse man diskutieren, forderte Bräuer: "Wir erleben, dass ein ans Kreuz genagelter Frosch unter der Überschrift 'Kunstfreiheit' gesehen wird, während eine Bombe im Turban auf dem Kopf eines muslimischen Propheten in einer Karikatur zur Folge hat, dass der Zeichner künftig Personenschutz benötigt."

Der katholische Wiener Religionssoziologe Paul Zulehner sagte, in westlichen Gesellschaften sei eine Rückkehr zum Glauben an Autoritäten und zu einer Gehorsamskultur zu beobachten. "Die Zahl jener, insbesondere junger Menschen nimmt zu, welche die lästig werdende Last der Freiheit wieder loswerden wollen", sagte er laut Manuskript im Eröffnungsreferat zum Kongress. Autoritäre Menschen kompensierten ihre innere Schwäche durch nach außen praktizierte Gewalt.

Zulehner wandte sich gegen eine "heilspessimistische" Sicht des christlichen Glaubens, wonach nur eine kleine Zahl gläubiger Menschen am Ende der Zeit durch Gott gerettet und der Rest verdammt werde. Vielmehr solle die Kirche "enthüllen", was durch Gottes Geist bereits in allen Menschen auf dem Weg zum Heil hin im Gang sei. An diesem Enthüllen hätten auch christliche Medien ihren Anteil.

Der christliche Medienkongress in Schwäbisch Gmünd mit über 200 Teilnehmern findet zum zweiten Mal statt. Veranstalter sind neben EKD und württembergischer Landeskirche mehrere evangelische Stiftungen, Verlage und Publizistikwerke. Der Kongress endet am Samstag.

20. Januar 2012