EKD-Fachtagung erörtert Familienbild der Kirchen

Eisenach (epd). In der evangelischen Kirche überwiegen häufig noch überkommene Auffassungen von Ehe und Familie. Zu dieser Einschätzung kamen die Teilnehmer einer Fachtagung des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die am Freitag in Eisenach zu Ende ging. Das patriarchalische Familienbild mit Schöpfungsgeschichte und Scheidungsverbot "erinnert an Effi Briest und Noras Puppenheim", sagte Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx vom Kirchenamt der EKD. "Diese Ordnungstheologie trägt für die meisten nicht mehr."

Auf der bundesweiten Fachtagung berieten rund 80 Teilnehmer von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden sowie von Beratungs- und Bildungseinrichtungen über den "Auftrag Familie: Familien stärken in evangelischer Perspektive". In der vor drei Jahren begonnenen Diskussion über ein Positionspapier zur kirchlichen Familienpolitik innerhalb der EKD und in Untersuchungen des Sozialwissenschaftlichen Instituts in drei Landeskirchen seien zahlreiche Ansätze deutlich geworden, die unterschiedlichste Formen von Familie berücksichtigen, sagte Coenen-Marx. Deshalb seien zur kirchlichen Familienarbeit eine "Neuaufstellung und Definition der Ziele" auf EKD-Ebene "dringend erforderlich".

Die langjährige Vorsitzende der Evangelischen Aktionsgemeinschaft für Familienfragen, Ute Gerhard, betonte, das häufig noch vertretene Familienbild einer EKD-Denkschrift von 1952 sei "heute einfach nicht mehr lebbar". Grundlegende Forderungen wie Gerechtigkeit in den Familien sowie Rechte von Kindern und Frauen blieben in den traditionellen Auffassungen unberücksichtigt. Nach Einschätzung von Aktionsgemeinschafts-Präsidentin Christel Riemann-Hanewinckel wird von den evangelischen Kirchen "nicht genug dafür" getan, dass alte Rollenbilder sich verändern.

Dagegen plädierte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl für das klassische Familienbild. Die Trauung am Anfang einer ehelichen Gemeinschaft ziele auf Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Vertrauen. "Die Ehe ist aus christlicher Sicht der Versuch, das niemals garantierbare Glück einer Beziehung zwischen Mann und Frau in all seiner Angreifbarkeit zu mehren und zu schützen." Eine Kirche, die Menschen traut, habe auch die Aufgabe, "Ehen durch schwierige Zeiten hindurch zu tragen und die Familien zu fördern".

03. Februar 2012