"Gut genug!" - "7 Wochen Ohne" mit Fernsehgottesdienst eröffnet

Ein Plädoyer gegen Perfektionismus sendet die evangelische Kirche zur Fastenzeit aus. Bis Ostern soll falschem Ehrgeiz im Alltag Einhalt geboten werden.

Frankfurt a.M. (epd). Dem "höher, schneller, weiter" in Beruf und Privatleben setzt die evangelische Kirche in der Fastenzeit ein "Gut genug!" entgegen. "Es macht kaputt, wenn man den Ehrgeiz hat, immer der oder die Beste zu sein", sagte die Münchner Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler am Sonntag im ZDF-Fernsehgottesdienst, der aus der Dreikönigskirche in Frankfurt am Main übertragen wurde. Mit dem Gottesdienst wurde die evangelische Fastenaktion "7 Wochen Ohne" eröffnet. Sie steht in diesem Jahr unter dem Motto "Gut genug! Sieben Wochen ohne falschen Ehrgeiz".

Die Organisatoren rufen dazu auf, in der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern auf Perfektionismus zu verzichten. Allmächtig sein zu wollen, sei die Triebfeder manch ehrgeiziger Projekte, sagte Breit-Keßler, die als Kuratoriumsvorsitzende der Fastenaktion die Predigt in dem Gottesdienst hielt. Doch der Mensch habe ein Recht zu sein - und nicht erst mit Feuereifer etwas aus sich machen zu müssen.

Wie stark der Alltag vieler Menschen von Ehrgeiz geprägt ist, wurde in Eingangsstatements zum Aktionsmotto deutlich. So berichtete Bianca Mubiiki-Hörig aus der Jugendarbeit in der Dreikönigsgemeinde: Manche der Mädchen und Jungen würden sich förmlich zwischen den Ansprüchen in Schule, Sportverein, Familie und Ehrenamt zerreißen. "Dann möchte ich den einen oder anderen Jugendlichen am liebsten vor sich selbst und den vielen Ansprüchen in Schutz nehmen", sagte Mubiiki-Hörig.

Der Unternehmensberater Carl-Christian Beckmann berichtete von dem Burn-out eine befreundeten Ärztin. Und der Informatiker Heinz Uphoff fasste zusammen: "Manchmal ist Ehrgeiz wie eine nicht zu stillende Sucht." Alles, was wir tun, drohe zur Herausforderung zu werden.

"7 Wochen Ohne" will dazu anregen, dem falschen Ehrgeiz Einhalt zu gebieten. Die Aktion regt seit 1983 mit wechselnden Themen dazu an, die Fastenzeit bewusst zu erleben und zu gestalten. Nach Angaben der Organisatoren beteiligen sich fast drei Millionen Menschen an "7 Wochen Ohne" oder haben in der Vergangenheit bereits einmal daran teilgenommen. Teilnehmer können sich zu Fastengruppen zusammenschließen oder Aktionskalender nutzen. Auch greifen viele evangelische Kirchengemeinden das Thema alljährlich für eigene Veranstaltungen auf.

Wie sich Ehrgeiz im Alltag begrenzen lässt, dazu gab "7 Wochen Ohne"-Geschäftsführer Arnd Brummer am Schluss des Gottesdienstes einige Hinweise: Nicht gebügelte Wäsche und unaufgeräumte Schreibtische sollte man auch einmal ohne schlechtes Gewissen hinnehmen. Und: "Lassen sie sich nicht einreden, sie hätten Lebensziele nicht erreicht. Die Ziele setzen nicht die anderen", riet der Chefredakteur des evangelischen Monatsmagazins "chrismon": "Vor allem aber: Seien sie auch gnädig mit sich selbst!"

26. Februar 2012

www.7wochenohne.de