Ratsvorsitzender besorgt über Kriegsgefahr in Nahost

Unter dem Eindruck des Streits über das iranische Atomprogramm ruft der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, die Beteiligten dazu auf, alles zu tun, um eine militärische Eskalation in der Region zu verhindern. "Natürlich sehen wir zurzeit mit großer Sorge die drohende Kriegsgefahr, die unter anderem von der Politik des Iran ausgeht", sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber auch die Haltung der israelischen Regierung sei nicht unproblematisch.

Der Staat Israel sei nicht von Kritik ausgenommen, sagte Schneider, der an diesem Sonntag die Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit erhält. Kritikpunkte sieht der Ratsvorsitzende und rheinische Präses in dem völkerrechtlich illegalen Siedlungsbau und der Beschneidung der Menschen und Bürgerrechte in den palästinensischen Gebieten. Deutliche Kritik verdienten ebenso Terror und Gewalt von palästinensischer Seite. "Die Grenzen der Kritik sind erreicht, wenn das Existenzrecht des Staates grundsätzlich in Frage gestellt wird oder im Falle Israels die Kritik gar in antisemitischer Weise erfolgt", argumentierte der evangelische Theologe.

 Als belastbar bezeichnete der EKD-Ratsvorsitzende die Beziehung zwischen Christentum und Judentum. Nach der NS-Zeit hätten die evangelischen Christen das christlich-jüdische Verhältnis neu bestimmt. Diesen neuen theologischen Ansatz, der auch eine Absage an Judenmission einschließt, habe die jüdische Seite mit ihrer Gesprächsbereitschaft ermöglicht, erinnerte Schneider: "Heute ist das Wissen um unsere bleibenden Wurzeln im Judentum fester Bestandteil evangelischer Theologie." Verbindende Gemeinsamkeiten könnten betont werden, ohne Trennendes zu ignorieren. Dieses christlich-jüdische Grundvertrauen müsse allerdings gepflegt und gefestigt werden.

Mit der undotierten Auszeichnung wollen die Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit das langjährige Wirken Schneiders die Verständigung von Christen und Juden würdigen. Der Präses habe maßgeblich an der Aktualisierung der "bahnbrechenden" Synodalerklärung der rheinischen Kirche von 1980 zur "Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden" mitgewirkt. Die Ehrung markiert den Auftakt der diesjährigen "Woche der Brüderlichkeit", die vor 60 Jahren erstmals organisiert wurde und 2012 unter dem Motto "In Verantwortung für den Anderen" steht.

08. März 2012