Kirchenjurist Gill leitet Bundespräsidialamt

Berlin (epd). Der Kirchenjurist David Gill ist neuer Chef des Bundespräsidialamts. Er erhielt von Bundespräsident Joachim Gauck seine Ernennungsurkunde, wie das Bundespräsidialamt am Montag mitteilte. Gill hat nun den Rang eines Staatssekretärs. Der langjährige Vertraute des neuen Bundespräsidenten war bisher Stellvertreter des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Berlin.

Gill war 1990 Vorsitzender des Bürgerkomitees zur Auflösung der Berliner Stasi-Zentrale in der Normannenstraße in Berlin. In dieser Funktion traf er auf den damaligen Volkskammer-Abgeordneten Gauck. Als Gauck im letzten DDR-Parlament für die Geheimdienst-Hinterlassenschaften zuständig wurde, holte er Gill als Sekretär und danach als ersten Pressesprecher in die neu gegründete Stasi-Unterlagen-Behörde.

Gauck wurde am Sonntag zum elften Bundespräsidenten gewählt. Gill arbeitete bereits bei der ersten Nominierung Gaucks 2010 in dessen Team.

Der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Bernhard Felmberg, hob die Fähigkeit seines bisherigen Stellvertreters Gill hervor, unterschiedliche Menschen an einen Tisch zu bringen. Der Kirchenjurist werde geschätzt für seine Verbindlichkeit und sein strategisches Vermögen, sagte Felmberg dem epd. Er hoffe, dass Gill zudem seine Freundlichkeit und Zugewandtheit auch im Bundespräsidialamt einbringen könne.

Gill wuchs als Sohn des Bischofs der Herrnhuter Brüdergemeine auf, einer kleinen Freikirche in der Oberlausitz. Sein Theologiestudium brach er zugunsten seines Engagements bei der Stasi-Abwicklung ab und studierte später Rechtswissenschaften. Nach Stationen im Bundesinnenministerium und beim Berliner Datenschutzbeauftragten wechselte Gill zur EKD.

Mit Blick auf Gills Herkunft aus der Herrnhuter Brüdergemeine in Sachsen sagte Felmberg, er hoffe, dass in der nächsten Adventszeit ein Herrnhuter Stern das Schloss Bellevue, den Amtssitz des Bundespräsidenten, schmücken werde. Die Freikirche in der sächsischen Oberlausitz ist bekannt durch die rot, gelb und weiß leuchtenden vielzackigen Adventssterne, die in eigenen Werkstätten hergestellt werden.

20. März 2012