Studie: Jugendliche besinnen sich auf traditionelle Werte

Jugendliche sehen sich einer Studie zufolge oft erheblichem Druck ausgesetzt. Dennoch blickten sie mit Ausnahme ihrer sozial stark benachteiligten Altersgenossen zuversichtlich in die Zukunft, ergab die am Mittwoch in Berlin vorgestellte SINUS-Studie "Wie ticken Jugendliche?". Die Untersuchung nimmt die 14- bis 17-Jährigen in ihren verschiedenen Lebenswelten in den Blick. "Sie nehmen wahr, dass sie in erster Linie nach ihrer Leistungsfähigkeit und Bildungsbiografie beurteilt werden," resümierte einer der Autoren, Marc Calmbach, die Befragung von 72 Jungen und Mädchen.

Vor dem Hintergrund unsicherer Zeiten besännen sie sich wie "Mini-Erwachsene" auf traditionelle Werte wie Sicherheit, Pflichtbewusstsein und Familie. Allerdings "ticke nur eine kleiner Teil der Jugendlichen traditionell", sagte Calmbach. Ihre Welt sei viel bunter als allgemein angenommen, unterstrich Mitautor Peter Martin Thomas. Am erschreckendsten sei, wie sehr sozial benachteiligte Jugendliche von ihren Altersgenossen aus der gesellschaftlichen Mitte an den Rand gedrückt würden. Hier zeige sich, dass Kinder "schon im Alter von 14, 15 Jahren mit dem Rücken zur Wand stehen".

Deshalb forderte die Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Heike Kahl, zielgruppenspezifische Angebote für Jugendliche. "Wir gehen oft von den Mittelschichten aus", kritisierte sie. Bislang wisse man aber zu wenig über prekäre Jugendliche: "Hier klafft eine Lücke zwischen dem rhetorischen Bekenntnis: 'In dieser Gesellschaft brauchen wir jeden Jugendlichen' und dem subjektiven Empfinden dieser Jugendlichen: 'Wir sind abgehängt.'"

Die Wissenschaftler unterscheiden in ihrer Studie auf der Grundlage von Interviews, Collagen und Aufsätzen sieben verschiedene Lebenswelten von prekär über konservativ-bürgerlich bis hin zu sozialökologisch. Die zweite SINUS-Jugendstudie wurde im Auftrag unter anderem der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, der Bundeszentrale für politische Bildung sowie des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend erstellt. Die erste Studie war im Jahr 2007 erschienen mit dem Fokus auf katholische Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren.

28. März 2012