„Luther bleibt ein Vorbild“

Für die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, ist Martin Luther trotz Schattenseiten ein Vorbild. "Luther hat viele Facetten", schreibt die frühere hannoversche Landesbischöfin, die am 27. April ihr neues Amt als Luther-Botschafterin der EKD antritt, in der Aprilausgabe der Zeitschrift "Zeitzeichen". Deshalb müsse es beim Reformationsjubiläum 2017 zum 500. Jahrestag des legendären Thesenanschlags auch den kritischen Blick auf den Reformator geben.

"Ich bewundere Luthers Mut", schreibt Käßmann. Dass er aus Glaubensgründen gegen die damalige Welt, gegen Kaiser und Papst angetreten sei, bleibe eine ungeheuerliche Leistung. Er sei vorbildlich darin, die Verantwortung in der Welt wahrzunehmen und dabei auch um die Möglichkeit des Scheiterns zu wissen. Ausgleich und Verständnis für andere Positionen seien dagegen nicht die Stärken des Reformators gewesen. Dies zeige sich in seinem Verhältnis zu Judentum und zu anderen Religionen.

Beim Reformationsjubiläum darf es deshalb Käßmann zufolge keinen modernen Lutherkult geben. "Vielmehr gilt es, einen zeitgemäßen und das heißt auch kritischen Blick auf den Menschen, den Reformator und den Politiker Luther zu werfen." Der Thesenanschlag des Reformators Martin Luther (1483-1546) gegen den Ablasshandel an die Schlosskirche in Wittenberg am 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der weltweiten Reformation.

30. März 2012