Käßmann: Luther kommt mir immer näher

Berlin (epd). Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, kommt dem Reformator Martin Luther nach eigenen Worten mit den Jahren immer näher. "Je älter ich werde, desto mehr bewundere ich ihn auch, aber ohne dessen Schwächen zu missachten", sagte Käßmann am Donnerstagabend bei der Vorstellung ihres neuen Buchs "Schlag nach bei Luther" in Berlin. Besonders der Luther, der nicht alles wisse, komme ihr näher, ergänzte Käßmann, die seit 1. April Botschafterin für das Reformationsjubliäum der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Luther sei kein Mann ohne Makel, sagte Käßmann und verwies unter anderem auf seine ablehnende Haltung gegenüber den Juden. Sie sei gespannt, mit welchen Assoziationen Luther im Festjahr 2017 gefeiert werde. In der Vergangenheit war er "mal der große Tröster, mal der nationale Held".

Der Liedermacher und einstige DDR-Bürgerrechtler Stephan Krawczyk würdigte Luther als "Künstler, der mit der Sprache in seiner Zeit außergewöhnlich gewirkt hat". Die Bibelübersetzung sei eine seiner größten Leistungen, sagte Krawczyk, der sich auf seiner aktuellen CD mit dem Reformator auseinandersetzt. "Ich hoffe, wir werden sie irgendwann noch verstehen nach der ganzen, derzeitigen Sprachverarmung", fügte er hinzu.

13. April 2012