Berliner Bischof sieht Eltern unter wachsendem Druck

Berlin (epd). Durch das neue Verfahren zur Früherkennung des Down-Syndroms sind werdende Eltern nach Einschätzung von Berlins evangelischem Bischof Markus Dröge einem wachsenden ethischen Druck ausgesetzt. Weil künftig eine einfache Blutuntersuchung für die Diagnose reiche, sinke die Risikoschwelle für die Tests. Damit könnte der gesellschaftliche Druck auf die Eltern wachsen, ein behindertes Kind abzutreiben, warnte Dröge.

Im Frühsommer soll in Deutschland ein neues Verfahren zur Früherkennung des Down-Syndroms auf den Markt kommen. Der Bluttest soll unkomplizierter und weniger riskant sein als die bisherige Fruchtwasseruntersuchung, bei der die Gefahr einer Fehlgeburt in einem von hundert Fällen besteht.

Die Diagnose, ein behindertes Kind zu bekommen, sei natürlich zunächst ein Schock für Eltern. An dieser Stelle seien Zeit und Beratung besonders wichtig, sagte Dröge. Die Kirche müsse Eltern dabei helfen, positive Visionen zu entwickeln. "Ohne Kinder mit Down-Syndrom wäre die Gesellschaft ärmer", betonte der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Er sprach sich dafür aus, Begegnungen zwischen behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen auszubauen. Dazu sollten Besuche etwa in Behindertenheimen, in den Schulen oder im Konfirmandenunterricht vorkommen, sagte Dröge.

Aufgabe der Kirchen sei es, betroffene Eltern ausführlich zu beraten und zu stärken. Die Eltern müssten das Gefühl haben, dass die Gesellschaft sie mit einem behinderten Kind unterstütze. "Die Kirche muss darauf drängen, dass hier kein Druck erzeugt wird und dass ein Freiraum der Entscheidung für die Eltern gewährt bleibt", unterstrich der Bischof. Die Eltern müssten sich darauf einstellen können, was es bedeute, mit einem behinderten Kind zu leben.

13. April 2012