Theologin: Protestanten-Beteiligung an Wallfahrt neuer Schritt in Ökumene

Berlin (epd). Zum Auftakt der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier hat die evangelische Ökumene-Expertin, Barbara Rudolph, die protestantische Beteiligung an dem Großereignis als neuen Schritt in der Ökumene bewertet. "Wir können heute Dinge tun, die vor 50 oder 100 Jahren noch unmöglich gewesen wären", sagte die rheinische Oberkirchenrätin der "Berliner Zeitung" sowie der "Frankfurter Rundschau" (Freitagsausgabe). Allerdings würden Protestanten nicht zu einer Reliquie wallfahren oder diese zu einem "Heilsgegenstand" erklären.

Die evangelische Kirche beteilige sich an Gottesdiensten und Gebetszeiten wie in der Ökumene üblich. Was an eine Wallfahrt erinnere, sei der ökumenisch vorbreitete Weg des Taufgedächtnisses am 5. Mai, dem "Tag der Ökumene". Rudolph sprach von gegenseitigen Anstrengungen bei der Trierer Wallfahrt, die am Freitagnachmittag eröffnet werden sollte. Die Katholiken nähmen die "schärfsten Kritiker des Wallfahrts- und Reliquienwesens" in ihre Mitte und "muten uns zu, dass wir uns auf eine fremde Glaubenspraxis einlassen und darin etwas Bereicherndes entdecken".

Im Zusammenhang mit Wallfahrten sieht die Oberkirchenrätin durchaus Phänomene, "bei denen es einen rheinischen Protestanten schaudern kann", etwa ein Marienwallfahrtsort wie Fatima in Portugal. Aber in Trier verlange die Kirche schon seit 1959 nicht mehr, an die Echtheit des Heiligen Rocks zu glauben. "Dass einzelne Katholiken das anders sehen mögen, kalkulieren wir ein und nehmen es hin".

13. April 2012