Evangelische Kirche will Dialog mit anderen Religionen intensivieren

Berlin (epd). Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 will die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den praktischen Dialog mit anderen Religionen verstärken. Auf Einladung der EKD und der Evangelischen Akademie Berlin hatte in den vergangen Tagen eine Delegation von Muslimen, Drusen und Christen aus dem Nahen und Mittleren Osten eine Reise zu den Stätten der Reformation unternommen. In Begleitung des evangelischen Auslandsbischofs Martin Schindehütte besuchten die Frauen und Männer aus Ägypten, dem Libanon, dem Iran, Saudi-Arabien und der Türkei unter anderem Nürnberg, Dresden, Halle an der Saale, die Wirkungsstätten Martin Luthers in Wittenberg und zum Abschluss Berlin.

"Es war ein ganz neuer Versuch, bei dem wir alle verändert herausgekommen sind", sagte Bischof Schindehütte am Donnerstag in Berlin. Durch die Intensität des Zusammenseins in Verbindung mit dem Aufsuchen geschichtsträchtiger Stätten sei ein viel "gründlicher, nachhaltiger und vielfältiger Dialog" entstanden als das auf Tagungen oder Konferenzen möglich sei. "Das ist ein Format, das weitergeführt werden muss", fügte er hinzu.

Die Gäste zeigten sich beeindruckt von den Auswirkungen der Reformation auf Gesellschaft, Politik, Kultur und Bildung in Deutschland. So sagte die saudische Psychologin und Frauenrechtlerin Laila Abdallah al-Kadhem, dass Religion eine Gesellschaft nicht zwangsläufig spalten und polarisieren muss, sei eine Erfahrung, die sie aus Deutschland mit nach Hause nehme. Die libanesische Pastorin Naijla Kassab beeindruckte der "Geist der Reformation", dass Menschen unterschiedlichster Art und Auffassung in Harmonie und Frieden zusammen leben können.

Der ägyptische Humangeograph Fathy M.A. Abouayana hob die globalen Auswirkungen der Reformation hervor. Über den religiösen Aspekt hinaus habe die Reformation die politische und kulturelle Weltkarte tiefgreifend verändert. Bewundernswert fand er auch die Liberalität des Protestantismus. Für den Islam wünsche er sich deshalb einen "ägyptischen Martin Luther".

27. April 2012