EKD-Sportbeauftragter hält EM-Boykott für angemessen

Berlin (epd). Der Sportbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Prälat Bernhard Felmberg, hält einen möglichen politischen Boykott der Fußball-Europameisterschaft in der Ukraine für vollkommen angemessen. "Es ist gut, den Verantwortlichen in der Ukraine deutlich zu machen, dass Deutschland es nicht toleriert, wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden", sagte der Bevollmächtigte des Rates der EKD dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Berlin.

Sechs Wochen vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft wächst die Kritik an der Ukraine. Grund ist insbesondere der Umgang mit der inhaftierten Ex-Premierministerin Julia Timoschenko. Medienberichten zufolge erwägt etwa Bundskanzlerin Angela Merkel (CDU), ihren Ministern zu empfehlen, den Spielen in dem Land fernzubleiben. Die Fußball-EM wird vom 8. Juni bis zum 1. Juli in der Ukraine und Polen ausgetragen. In der Ukraine sind 16 Partien geplant, darunter das Endspiel am 1. Juli in Kiew.

Felmberg warnte jedoch davor, den Austragungsort der Fußballspiele an sich infrage zu stellen. Mit der Europameisterschaft falle "der Focus der öffentlichen Wahrnehmung und der medialen Berichterstattung auch auf die im Land herrschenden Missstände", sagte der EKD-Sportbeauftragte. "Die EM in der Ukraine bietet die Chance, diese Menschenrechtsverletzungen klar zu benennen und von der ukrainischen Regierung mit Nachdruck Veränderungen einzufordern."

Felmberg verwies insbesondere auf die fehlende Rechtsicherheit in dem Land. Darüber hinaus kritisierte er die Haftbedingungen und Misshandlungen bis hin zu Folter in ukrainischen Gefängnissen. "Es ist zu befürchten, dass die Situation der inhaftierte Politikerin Julia Timoschenko unter normalen Umständen nicht so viel Aufmerksamkeit erfahren hätte", sagte der EKD-Bevollmächtigte bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.

30. April 2012