EKD-Kulturbeauftragte findet Vatertags-Besäufnisse "denkbar schlicht"

Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr, hat die am Himmelfahrtstag verbreiteten Vatertags-Feiern als "denkbar schlicht" kritisiert. Es habe mit Festkultur und der Ehre der Vaterrolle wenig zu tun, wenn der Vatertag nur bedeute, dass sich Väter betrinken, sagte Bahr am Dienstag in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin.

Glaubwürdiger wäre es, Väter ähnlich wie Mütter am Muttertag zu feiern und ihnen Geschenke zu machen, "anstatt sie zu zwingen, sich mit anderen Vätern zusammenzurotten und den Verstand zu verlieren". Entsprechende Traditionen gebe es in anderen Ländern, sagte die Theologin. "Die Idee, Väter mit einem eigenen Tag im Jahr zu ehren, ist toll." Nur die Art, wie er in vielen Teilen Deutschlands begangen werde, sei "auch für viele Väter reichlich irritierend".

Zugleich forderte Bahr die Kirchen auf, die Tradition des Vatertages mit einzubinden: "Die kirchliche Polemik gegen den Herrentag ist nicht angebracht." Es gebe in der christlichen Tradition genügend Anknüpfungspunkte, um über die Rolle von Vätern und Müttern nachzudenken. Als Beispiel nannte sie den Josefstag, wie er etwa in Bayern und in Italien am 19. März begangen wird. Josef gilt in der katholischen Tradition als Schutzpatron der Handwerker und der Ehe.

15. Mai 2012