Käßmann: Luther wollte Kirche nicht spalten

Die Botschafterin der EKD für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hat erneut für ein gemeinsames Reformations-Gedenken von Protestanten und Katholiken geworben. Ein "rein abgrenzendes Reformationsjubiläum" hielte sie nicht für sinnvoll, sagte Käßmann am Dienstag bei einer Tagung in Wittenberg. Martin Luther habe seine Kirche reformieren und nicht spalten wollen. "Das kann uns vielleicht auch Maßgabe sein", ergänzte sie.

Zugleich benannte sie aber hinsichtlich einer gemeinsamen Feier auch Schwierigkeiten mit der katholischen Kirche. So habe der Papst-Besuch im vergangenen Jahr keinen Hinweis erbracht, "wie wir konstruktiv miteinander feiern können", sagte Käßmann. Benedikt XVI. war in Erfurt mit Vertretern der evangelischen Kirche zusammengekommen. Bei den Protestanten, die sich von dem symbolträchtigen Besuch ein ökumenisches Signal erwartet hatten, herrschte danach Ernüchterung.

Zudem wies sie einen Vorschlag des vatikanischen "Ökumene-Ministers" Kardinal Kurt Koch, zurück, der sich zu diesem Anlass für ein evangelisch-katholisches Schuldbekenntnis ausgesprochen hatte. Man sollte zudem "nicht von einem 'Jubiläum' sprechen, sondern von einem Reformations-Gedenken, denn wir können nicht eine Sünde feiern", hatte der Präsident des Päpstlichen Einheitsrates vor knapp einem Monat in Wien gesagt. "Darauf können sich Evangelische nicht einlassen", sagte Käßmann.

Als Botschafterin für das Reformationsjubiläum will sie zudem für eine verstärkte Bibel-Lektüre werben. "Für mich ist es eine Tragödie, dass so viele Menschen in Deutschland die Bibel gar nicht mehr kennen", sagte Käßmann. Sie warb für einen "frischen neuen Zugang zur Bibel" und ein "Weitererzählen der biblischen Geschichten".

Margot Käßmann war zu Gast bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) im Diakonischen Werk der EKD. Dabei wurde der Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft, Erhard Berneburg, bei der Wahl der Delegiertenversammlung in seinem Amt bestätigt.

Schwerpunktthema der Tagung, die noch bis Mittwoch geht, ist das Reformationsjubiläum 2017. Dann jährt sich der legendäre Thesenanschlag Martin Luthers an die Wittenberger Schlosskirche zum 500. Mal. Das Ereignis gilt als Beginn der Reformation. Käßmann wollte am Dienstag in Wittenberg zudem Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (CDU) für einen Stadtspaziergang und ein Gespräch über das Jubiläum treffen.

22. Mai 2012

Vortrag von Margot Käßmann im Wortlaut