Bischof Dröge: US-Partnerkirchen kämpfen mit ähnlichen Problemen

Berlin (epd). Überalterung, fehlender Nachwuchs, demografischer Wandel: Die protestantischen Kirchen in den USA kämpfen nach Einschätzung des Berliner Bischofs Markus Dröge mit ähnlichen Problemen wie die evangelischen Kirchen in Deutschland. "Dabei wird als Hauptproblem eine in der Gesellschaft verbreitete Gleichgültigkeit angesehen", sagte Dröge dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Der Bischof ist am Sonntag nach einem einwöchigen Besuch von Partnerkirchen in den US-Bundesstaaten Wisconsin und Pennsylvania zurückgekehrt.

Die Gleichgültigkeit mache es nach Meinung der US-Partnerkirchen schwer, Traditionen in die nächste Generationen weiter zu tragen und die Bedeutung des Glaubens neu bewusst zu machen, sagte Dröge. Dazu komme die Sorge über das Agieren von katholischer Kirche und Evangelikalen in den USA, die eine konservative Kampagne gegen die Obama-Regierung und ihre liberale Haltung zu Abtreibung und Gleichstellung von Homosexuellen fahren. Dies kritisierten die Partnerkirchen, "weil sie meinen, das ist nicht die Form gesellschaftlicher Relevanz, die das Christentum dort zeigen sollte".

Sehr aufmerksam verfolgten die Partnerkirchen auch die Finanz- und Eurokrise in Europa, weil sie Einfluss auf den US-Wahlkampf haben werde. "Es heißt, wenn Europa die Finanzprobleme in den Griff bekommt, wird das Präsident Barack Obama nutzen", so Dröge. In den USA werde grundsätzlich ein amtierender Präsident dafür mitverantwortlich gemacht, was weltweit passiert. Dabei würden die Chancen Obamas auf eine Wiederwahl als gar nicht schlecht eingeschätzt. Entscheidend sei, ob er die von seiner ersten Amtszeit enttäuschte Jugend und die Immigranten wieder gewinnen könne.

Partnerkirchen der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) sind in den USA die United Church of Christ (UCC) in Wisconsin und die Penn Central & Pacific Northwest Conference in Pennsylvania. Die UCC hat US-weit rund 1,2 Millionen Kirchenmitglieder und damit in etwa soviele wie die EKBO. Sie ist in 5.633 Ortsgemeinden organisiert. In ihrer Entstehungsgeschichte haben deutsche Einwanderer aus der schlesischen Oberlausitz eine große Rolle gespielt. Die Partnerschaft zur UCC wurde in den 60er Jahren von der damals noch selbstständigen Evangelische Kirche der schlesischen Oberlausitz aufgenommen.

02. Juli 2012