Ratsmitglied Thieme fordert bessere Verteilung von Nahrungsmitteln

Baden-Baden (epd). Die Vorsitzende des Nachhaltigkeitsrats der Bundesregierung, Marlehn Thieme, hält nichts davon, den Verkauf des Biosprits E10 auszusetzen. Biomasse sei zwar zu schade, um im Auto verbrannt zu werden, helfe aber kaum dabei, eine Hungerkrise zu bewältigen, sagte die Direktorin der Deutschen Bank am Freitag im Südwestrundfunk (SWR). Sie reagierte damit auf den Vorstoß von Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP), der einen Verkaufsstopp von E10 gefordert hatte, da Biosprit zum Hunger in der Welt beitragen könne.

Grundsätzlich dürfe es nicht sein, dass sich einige Menschen auf Kosten des Hungers in der Welt Mobilität erkauften. Die Ernährungsprobleme müssten dennoch auf eine andere Art gelöst werden, sagte Thieme, die auch dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört. Insbesondere bräuchte es effizientere Strukturen, und die Nahrungsmittel müssten anders verteilt werden.

Zurzeit sei es so, dass zu viele Menschen zu viel Fleisch äßen und dass zu viele Lebensmittel weggeworfen würden, betonte Thieme. Wenn die Menschen weniger Fleisch konsumierten, würden deutlich weniger Agrarrohstoffe verbraucht, unterstrich die Vorsitzende des von der Bundesregierung eingesetzten Rats für Nachhaltige Entwicklung.

Entwicklungsminister Niebel hatte mit seiner Forderung nach einem Verkaufsstopp von E10 die Debatte um Biokraftstoffe neu entfacht. Entwicklungsexperten sind unterschiedlicher Ansicht über den Vorstoß. E10 hat einen Anteil von zehn Prozent Bioethanol und wurde 2011 in Deutschland eingeführt.

17. August 2012