Down-Syndrom-Test: Rheinische Kirche befürchtet mehr Abtreibungen

Die Evangelische Kirche im Rheinland warnt vor den gesellschaftlichen Folgen des neuen Bluttests zur Feststellung des Down-Syndrom bei ungeborenen Kindern. Sie befürchte, dass durch die Einführung des Tests die Zahl der Abtreibungen ungeborener Kinder mit Down-Syndrom zunehmen werde, sagte die rheinische Vizepräses Petra Bosse-Huber der in Düsseldorf erscheinenden "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe). "Leben mit Behinderung wird immer mehr zu einem Sonderfall, den es zu verhindern gilt, und dieser Test ist ein Baustein in dieser Entwicklung."

Medizinisch sei der Test eine Erleichterung, da er gegenüber einer Fruchtwasseruntersuchung das Risiko einer Fehlgeburt mindere, räumte Bosse-Huber ein. Deswegen sei sie auch gegen ein Verbot des Tests. "Eltern haben das Recht, über die modernsten Verfahren zu verfügen."

Die massenhafte Nutzung des Tests berge aber die Gefahr, dass das Recht auf Nichtwissen der Eltern gesellschaftlich immer weniger akzeptiert werde, warnte die Theologin: "Eine solche Entwicklung stigmatisiert auch die Eltern mit behinderten Kindern - nach dem Motto: Ihr hättet euch doch auch anders entscheiden können, das muss doch nicht sein." Eltern müssten frei entscheiden können, ob sie sich auf solche Tests einlassen wollten.

Die Konstanzer Firma LifeCodexx bietet den Test seit Montag in 70 Praxen und Kliniken in Deutschland, Österreich, Liechtenstein und der Schweiz an. Nach Herstellerangaben kann eine Blutprobe der Mutter mit hoher Wahrscheinlichkeit vorhersagen, ob das Kind im Mutterleib Down-Syndrom hat. Bislang war dieser Nachweis nur über Fruchtwasseruntersuchungen möglich, die das Risiko einer Fehlgeburt bergen.

22. August 2012