Nahost: EKD-Friedensbeauftragter sieht beide Konfliktparteien in der Pflicht

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Renke Brahms, sieht beide Konfliktparteien im Nahen Osten in der Pflicht, die Spirale der Gewalt zu durchbrechen. "Eine Friedensperspektive kann es nur geben, wenn Hamas und Hisbollah endlich das Existenzrecht Israels anerkennen und die gegenwärtige israelische Regierung endlich die Siedlungspolitik beendet", sagte Brahms am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Regierung müsse "die arabische Bevölkerung vor Übergriffen so schützen wie die eigene."

"Der Beschuss der israelischen Bevölkerung aus Gaza ist genauso wenig zu akzeptieren wie eine Eskalation vonseiten der israelischen Regierung - bei allem Recht, die Bevölkerung zu schützen", bekräftigte der leitende Bremer Theologe. Er wünsche den Kräften in Israel mehr Gewicht, die sich für eine neue Friedensperspektive einsetzten. Er hoffe zudem, dass sich der wiedergewählte US-amerikanische Präsident Barack Obama im Nahen Osten für neue Verhandlungen engagiere.

Im Zusammenhang mit der laufenden bundesweiten ökumenischen Friedendekade unter dem Motto "Mutig für Menschenwürde" sagte Brahms, Würde werde durch die soziale Spaltung in Arm und Reich verletzt. Sie dränge Menschen ins Abseits. "Dadurch wird zunehmend der innere Frieden in unserer Gesellschaft bedroht. Das ist eine der Ursachen für das Anwachsen rechtsextremer Gesinnung und Gewalt."

Scharfe Kritik übte Brahms an Deutschlands Stellung als weltweit drittgrößter Waffenexporteur. Das sei vor der Geschichte zweier Weltkriege "ein Armutszeugnis und ein Skandal". Angesichts eskalierender Konflikte in Ländern, die noch vor kurzem als stabil galten, seien Panzerlieferungen nach Saudi Arabien oder nach Indonesien inakzeptabel. Brahms wünscht sich stattdessen von der Bundesregierung eine stärkere Vorreiterrolle in der zivilen Konfliktbearbeitung.

"Während Milliarden für Waffen und deren Modernisierung ausgegeben werden, sollen Mittel für die zivile Krisenprävention und Friedenssicherung gekürzt werden", mahnte der EKD-Beauftragte. "Hier muss ein grundsätzliches Umdenken erfolgen." Aber nicht nur die Regierung sei gefragt, sich für Frieden und Menschenwürde zu engagieren. "Das beginnt dort, wo offen oder versteckt fremdenfeindlich gesprochen oder argumentiert wird, wo Menschen wegen ihrer Herkunft oder ihrer sozialen Situation ausgegrenzt werden." Dagegen mutig einzutreten sei auf dem Schulhof genauso notwendig wie im Sportverein, an Stammtischen oder in kirchlichen Gruppen.

16. November 2012