EKD-Ratsvorsitzender ruft zu Toleranz und Respekt auf

Braunschweig (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat die Gesellschaft zu mehr religiöser Toleranz aufgerufen. Als Beispiel nannte er am Mittwochabend im Braunschweiger Dom die Debatte um die religiöse Beschneidung, die im vergangenen Jahr nach einem umstrittenen Urteil des Kölner Landgerichts auch zu ablehnenden Reaktionen gegenüber Juden und Muslimen geführt hatte. Es genüge nicht, das scheinbar Fremde einfach nur zu dulden. Es müsse im Blick auf die Gesellschaft auch aktiv respektiert werden.

Als "guten Dienst" an der Toleranz bezeichnete der EKD-Repräsentant die Fairness, die vor der niedersächsischen Landtagswahl die Spitzenkandidaten von SPD und CDU bewiesen hätten. "Ich fand es bewegend, dass sich beide Kontrahenten im Wahlkampf persönlich nicht attackiert haben", lobte Schneider.

Als weiteres Beispiel für die nötige aktive Toleranz führte Schneider beim Empfang der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare an. Die EKD hat das Jahr 2013 anlässlich des Reformationsjubiläums 2017 zum bundesweiten Themenjahr "Toleranz und Reformation" erklärt.

Die christliche Kirche habe eine lange Geschichte der Intoleranz hinter sich, die nicht beschönigt werden dürfe, sagte der Ratsvorsitzende laut Redemanuskript. Die Schriften Martin Luthers (1483-1546) gegen die Juden, seine Haltung zur verfolgten Täuferbewegung und zu Hexenverbrennungen würden heute zu Recht als "todbringende Intoleranz" bezeichnet. "Diesen dunklen Schatten hat sich unsere Kirche im Zugehen auf das Reformationsjubiläum 2017 zu stellen."

Die evangelische Kirche habe aber aus ihrer Geschichte gelernt, betonte der Theologe. Mehr als 8.000 evangelische Kindertagesstätten und über 1.000 evangelische Schulen in Deutschland gäben heute ein aktives Verständnis von Toleranz an Kinder und Jugendliche weiter. Davon kämen fast 30 Prozent aus Familien mit Migrationshintergrund.

Vortrag von Nikolaus Schneider zu Reformation und Toleranz im Dom zu Braunschweig

24. Januar 2013