EKD-Ratsvorsitzender fordert reiche Gesellschaften zum Umdenken auf

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat ein Umdenken reicher Gesellschaften gefordert, um Arme am Wohlstand zu beteiligen. Er teile die Auffassung, dass neue Leitbilder für Wirtschaft, Politik und den Lebensstil der Einzelnen nötig seien, sagte Schneider am Donnerstag in einer Vorlesung an der Technischen Universität Berlin. Der evangelische Theologe plädierte dabei erneut für eine "Ethik des Genug".

Dabei gehe es aus christlicher Perspektive um die Sorge für das eigene Brot und um die Sorge für das Brot der Nächsten, erklärte Schneider. Menschen, die fortwährend mehr Reichtum anhäufen wollen, täten sich damit letztlich selbst einen Gefallen: "Um unserer Seele willen dürfen wir, die wir schon wohlhabend sind, uns nicht im Streben nach immer mehr Besitz und Vermögen aufreiben", sagte Schneider. "Wir können miteinander teilen, anderen genug zukommen lassen und es uns genug sein lassen."

Schneider erinnerte daran, dass jeder siebte Mensch auf der Erde in extremer Armut lebe. Die Konkurrenz zwischen Lebensmitteln zum Essen und zur Produktion von Treibstoff verschärfe Hunger. Zudem sei der Klimawandel ein Problem, unter dessen Auswirkungen besonders Menschen in armen Ländern leiden müssten, die am wenigsten zu den Emissionen beitragen. Die Industrieländer würden um eine drastische Reduzierung ihres Kohlendioxid-Ausstoßes nicht herum kommen, sagte Schneider.

Der rheinische Präses forderte zudem, neue Maßstäbe für die Bewertung von wirtschaftlichem Erfolg zu entwickeln. Das Bruttoinlandsprodukt sei kein Maß für Wohlfahrt und Lebensqualität. Politik und Wirtschaft müssten immer das Wohl der Armen und nachfolgenden Generationen im Blick haben, sagte Schneider. Er sprach sich auch für gerechtere Handelsbedingungen aus. Für den persönlichen Lebensstil müsse indes die Maxime gelten: "Gut leben statt viel haben", so der EKD-Ratsvorsitzende.

Zum Wortlaut des Vortrages

31. Januar 2013