Zypern-Krise: EKD-Ratsvorsitzender warnt vor Vertrauensbruch

Berlin (epd). Angesichts der Zypern-Krise hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, vor einem Vertrauensbruch gegenüber den Menschen in Europa gewarnt. "Bürger setzen bei der Wahl Vertrauen in Politiker", sagte der Theologe am Montag in Berlin.

Wenn Politik nicht als Sicherung des Daseins erlebt werde, sondern als Bedrohung der Lebensvorsorge und des Ersparten, werde nicht nur in Zypern Misstrauen geschürt, sondern auch in "Frankreich, in Italien oder vielleicht in Deutschland", erklärte Schneider bei der Vorstellung des Buches "Vertrauen", das er gemeinsam mit seiner Frau Anne geschrieben hat.

Die Bundestags-Spitzenkandidatin der Grünen, Katrin Göring-Eckardt, sagte: "Jeder Kleinsparer fragt sich: Kann das morgen auch mich treffen?" Keine Krise habe ausschließlich mit sachlichen Entscheidungen zu tun, erklärte sie anlässlich der Buchvorstellung.

"Viele Krisen unserer Tage sind Vertrauenskrisen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende und kritisierte die Entwicklung in Zypern: "Meine Güte, da wird offensichtlich gezockt und gepokert." Ein solches Verhalten stelle die Frage nach Verlässlichkeit. Transparenz und Beteiligung seien die "klassischen Möglichkeiten" zur Vertrauensbildung.

Anne Schneider, die Frau des EKD-Ratsvorsitzenden, erklärte: "In der Ehe wie in der großen Politik gilt, dass man sich Konflikten stellen muss." Ihr christlicher Glaube gebe ihr einen "Vertrauensvorrat". Sie räumte ein, dass ihr Gottvertrauen auch infrage gestellt worden sei, etwa beim Tod ihrer Tochter, die 2005 mit 22 Jahren an Leukämie starb.

Für Nikolaus Schneider war dies die schlimmste Krise seines Lebens. Durch diesen Einschnitt sei "ein kindliches Vertrauen erwachsen geworden".