Bischöfe fordern sozial gerechtere Finanzpolitik

Österliche Appelle gegen Krieg, Gewalt und Christenverfolgung

Berlin (epd). Die beiden großen Kirchen haben eine sozial gerechtere Wirtschafts- und Finanzpolitik gefordert. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, setzte sich am Ostersonntag im Deutschlandfunk dafür ein, dass Vermögende mehr Geld für gesellschaftliche Aufgaben abgeben. Der Berliner evangelische Bischof Markus Dröge forderte in seiner Predigt, soziale Fragen in der europäischen Finanzpolitik nicht auszuklammern.

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch sagte, er halte die Forderung für berechtigt, "dass der, der Vermögen hat, sich beteiligt in der Sorge für die, die weniger haben". Das verlangten die Solidarität und der christliche Glaube. Wer nicht "weitergeben will, wie es möglich ist", der verstoße gegen die christlichen Grundsätze.

In seiner Osterpredigt rief Zollitsch zudem zu einem veränderten Lebensstil und verantwortungsvollem Umgang mit Mensch und Umwelt auf: "Ostern ist der zündende Funke für eine bessere Welt", sagte er am Sonntag im Freiburger Münster.

Bischof Dröge rief zu einer sozialeren Wirtschafts- und Finanzpolitik in Europa auf. Zwar werde die Krise weiter andauern und Sparprogramme erfordern, sagte er am Sonntag. Dabei dürften jedoch die sozialen Fragen nicht ausgeklammert werden. Die Stärkeren müssten die Schwächeren unterstützen, "aber nicht, ohne gerechte Steuer- und Finanzordnungen durchzusetzen."

Der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer forderte in Karlsruhe dazu auf, Aufbrüche aus "ökonomischen und ökologischen Sackgassen" zu wagen. Es gehe darum, neue Perspektiven für das Leben zu finden, "wo wir nur Zerstörung oder Niedergang sehen", etwa in der Atomkatastrophe von Fukushima oder in der Finanzkrise.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, nannte Ostern ein "Hoffnungslied" für unzerstörbares Leben. In einer Osternachtsfeier im Berliner Dom sagte Schneider, angesichts von Leid und "Kreuzeserfahrungen in unserer Welt" verstumme die Frage nach Gottes Macht und seiner Liebe nicht. Das "Licht" des Ostermorgens mache aber deutlich, dass der Tod "niemals das letzte Wort über unser Leben" habe.

In vielen Osterpredigten waren gewaltsame Konflikte wie in Syrien ein Thema. An die Auferstehung Jesu Christi zu glauben, heiße vorbehaltlos gegen Gewalt aufzustehen, sagte Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs. Skandalös sei, dass viele Menschen etwa im Bürgerkrieg in Syrien durch chemische Waffen stürben. Ostern bedeute, sensibel zu werden für Schmerz anderer.

Am Ostermontag erinnerten die Kirchen auch an die weltweite Christenverfolgung. Der hannoversche evangelische Landesbischof Ralf Meister rief in einem ARD-Fernsehgottesdienst zum Protest gegen die Unterdrückung von Christen auf. In vielen Ländern würden heute Kirchen in Schutt und Asche gelegt, kritisierte er: "Scharf und klar muss unser Protest bleiben gegen diese Länder, in denen Unrecht gegen Christinnen und Christen geschieht."

Zollitsch sagte, zu keiner anderen Zeit seien Christen wegen ihres Glaubens so zahlreich verfolgt worden wie heute: "Alle drei Minuten wird weltweit ein Christ wegen seines Glaubens getötet", beklagte er in einem Gottesdienst in Unterschefflenz (Baden-Württemberg). Dies seien "schockierende Nachrichten, über die wir als Christen in Europa nicht hinweg gehen können". Vom Nahen Osten über Ägypten und China bis nach Nordkorea müssten Christen um ihr Leben fürchten, wenn sie am Leben der Gemeinde teilnähmen.

Der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann rief die Gläubigen zur Solidarität mit den Christen im Nahen Osten auf. Sie sollten der Menschen gedenken, "die es sich nicht nehmen lassen, Ostern zu feiern auch unter besonders schwierigen, gar lebensgefährlichen Bedingungen", sagte Ackermann am Sonntagabend in Trier und verwies auf die schwierige Lage von Christen in Syrien, Ägypten, Nigeria, im Irak und im Heiligen Land.

Zu Ostern erinnern die Christen an die Mitte ihres Glaubens: die in der Bibel bezeugte Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Das Osterfest ist ein Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod. Es ist das älteste und wichtigste Fest der Christenheit.

01. April 2013