Bayerischer Bischof mahnt faire Entwicklungshilfe an

Hannover (epd). Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat eine gerechte Entwicklungspolitik für Afrika angemahnt. "Es muss ganz klar sein, dass die Würde des Menschen der zentrale und ausschlaggebende Punkt ist und nicht die Interessen der deutschen Wirtschaft", sagte er am Donnerstagabend bei der Aufzeichnung der evangelischen Fernseh-Talkshow "Tacheles" in der Marktkirche in Hannover. Der Bischof kritisierte, dass sich die wirtschaftliche Globalisierung einseitig am Dogma des freien Marktes orientiert habe. Das helfe aber nicht überall weiter.

Zugleich verteidigte Bedford-Strohm die Entwicklungshilfe gegen die Kritik, dass sie die Afrikaner entmündige und von der Hilfe der Reichen abhängig mache. "Es gibt Möglichkeiten, das Geld gut einzusetzen." Das Konzept des fairen Handels etwa, bei dem die Produzenten in den Entwicklungsländern gut entlohnt würden, sei ein "Erfolgsprojekt".

Die Kritik kam vor allem von der afrikanischen Journalistin Veye Tatah. "Das allgemeine Prinzip: Man muss den Afrikanern helfen, ist falsch", sagte sie. Afrika sei nicht arm: "Wie kann es sein, dass ein Kontinent, der so viel Reichtum hat, als Bettler dargestellt wird?" Entscheidend sei, das Selbstbewusstsein der Afrikaner zu stärken, damit sie die Hilfe selbst in die Hand nehmen könnten. "Dazu braucht man nicht viel Geld." Die aus Kamerun stammende Tatah lebt seit 1991 in Deutschland und ist Chefredakteurin der Zeitschrift "Africa Positive".

Gegenwärtig sei bei vielen Menschen in Afrika der Gedanke verankert, dass die Hilfe von außen komme, sagte sie. Das lähme die Initiative: "Dann sitzen sie da und warten auf Hilfe." Die Entwicklungshilfe des Nordens verfolge wirtschaftliche und machtpolitische Interessen: "Wer gibt, der entscheidet." Die Importe von billigem Milchpulver, Altkleidern oder tiefgefrorenen Hähnchenschenkeln mache die heimischen Märkte in Afrika kaputt. Tatah plädierte dafür, die Entwicklungshilfe zu beenden.

Staatssekretärin Gudrun Kopp (FDP) vom Bundesentwicklungsministerium sagte, Afrika sei ein Kontinent der Chancen. "Ziel jeder Entwicklungszusammenarbeit muss es sein, die Menschen vor Ort auf Augenhöhe zu sehen und nicht als Almosenempfänger." Allerdings gebe es viele "Entwicklungsruinen". Die Talkshow wird am Sonntag um 17 Uhr ausgestrahlt.

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12. April 2013