Bischof Weber: Kirchen sind Vorbilder für "versöhnte Vielfalt"

Bensheim (epd). Die europäische Staatengemeinschaft kann nach Ansicht des braunschweigischen evangelischen Landesbischofs Friedrich Weber von den Kirchen eine "versöhnte Vielfalt" lernen. "Krise und Integration Europas gehen die Kirchen unmittelbar an", sagte Weber, der auch Catholica-Beauftragter der deutschen Lutheraner ist, am Samstag im Konfessionskundlichen Institut in Bensheim in Hessen. Europa brauche einen Wertekonsens im Blick auf Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit. Genau dort liege der Beitrag von Kirchen und Religionen.

Rund drei Viertel der europäischen Bevölkerung seien Christen. Unter ihnen gebe es unzählige unterschiedliche Wahrheitsansprüche in Glaubensfragen. Entscheidend für die Kirchen sei, dass es gelinge, die Grundeinsichten und Erfahrungen zu benennen, die alle Christen verbinden, sagte Weber seinem Predigtmanuskript zufolge. Dieser Ansatz sei auf andere Lebensbereiche übertragbar.

"Als Kirchen kennen wir die Spannungen und Konflikte, die mit Vielfalt einhergehen, aus eigener Erfahrung", sagte Weber. "Zugleich leben wir aber aus der Gewissheit, dass Einheit in Vielfalt gelingen kann, wenn die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt gerückt und Raum für Unterschiede gelassen werden." Dokumente wie die Leuenberger Konkordie oder die Charta Oecumenica seien Sinnbilder dafür, wie eine Gemeinschaft in Vielfalt zusammenwachsen könne.

Für die innerprotestantische Ökumene gilt die Leuenberger Konkordie als Meilenstein. 1973 verständigten sich reformatorische Kirchen mit unterschiedlichen Bekenntnissen auf ein Dokument, das die seit der Reformationszeit bestehende Kirchentrennung beendet und Kirchengemeinschaft zwischen lutherischen, reformierten und unierten Kirchen möglich macht.

Im Jahr 2001 wurde von Repräsentanten fast aller christlichen Kirchen Europas die Charta Oecumenica in Straßburg unterzeichnet. Sie wird verglichen mit der UN-Charta der Menschenrechte. Darin verpflichten sich Protestanten, Orthodoxe und Katholiken zur Mitarbeit am Aufbau eines sozialen Europas und zu mehr Einheit unter den Christen.

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21. April 2013