Bischof: Kontrollen in Russland treffen auch evangelische Kirche

Hannover/Omsk (epd). Die Kontrollen bei Nichtregierungsorganisationen in Russland treffen nach Angaben des hannoverschen Landesbischofs Ralf Meister auch die dortige evangelische Kirche. Staatliche Finanzprüfer ließen sich in den Gemeinden die Unterlagen zeigen, sagte Meister am Donnerstag in Hannover dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Bischof hatte für vier Tage die Evangelisch-Lutherische Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten mit Sitz in Omsk besucht.

"Die Christen sind in Sorge darüber, was die Kontrollen bedeuten und ob sie zu einer Behinderung ihrer Arbeit führen", sagte der Bischof. Die Kontrollen treffen Meister zufolge religiöse Gemeinden, die mit Geld aus dem Ausland unterstützt würden. Der Staat wolle wissen, wofür diese Gelder verwendet werden. Die Behörden fürchteten offenbar eine politische Einflussnahme.

Razzien in Büros deutscher Stiftungen in Russland hatten bereits im März für Aufsehen und Kritik gesorgt. Betroffen waren unter anderem die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung und die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung. Landesweit setzten die Behörden die nichtstaatlichen Organisationen unter Druck. Handhabe bietet ihnen ein Gesetz, nach dem Organisationen und Stiftungen, die Geld aus dem Ausland erhalten, als ausländische Agenten eingestuft werden.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche Ural, Sibirien und Ferner Osten gilt als flächenmäßig größte lutherische Kirche der Welt. Zu ihr gehören 156 Gemeinden und Gruppen zwischen Jekaterinburg und Wladiwostok, die von neun Pastoren sowie 104 Predigern betreut werden. Die Kirche hat russlanddeutsche Wurzeln, ihre Gemeinden liegen zum Teil Hunderte von Kilometern auseinander. Sie ist mit der hannoverschen Landeskirche partnerschaftlich verbunden.

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25. April 2013