Protestanten feiern 450 Jahre Heidelberger Katechismus

Heidelberg/Hannover (epd). Die evangelische Kirche feiert vom 9. bis 12. Mai den vor 450 Jahren erschienenen Heidelberger Katechismus, die wichtigste reformierte Bekenntnisschrift deutscher Sprache. Bis heute gibt der Text weltweit mehr als 80 Millionen reformierten Christen Orientierung im Leben. An dem zentralen Festakt am 11. Mai um 15 Uhr in der Heidelberger Heiliggeistkirche werden neben mehreren hundert Gästen auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, erwartet, teilte die EKD am Donnerstag in Hannover mit.

Kaum ein Buch hat den Protestantismus so geprägt wie der Heidelberger Katechismus. Auswanderer aus Europa trugen ihn in die ganze Welt - nach Amerika, Asien und Afrika. Am 19. Januar 1563 wurde der Katechismus zum Druck freigegeben, er erschien wenig später in Heidelberg. An dem Festwochenende öffnet auch eine internationale Ausstellung im Kurpfälzischen Museum der Stadt Heidelberg und im Heidelberger Schloss. Mit hochkarätigen Leihgaben aus dem In- und Ausland illustriere die Schau "Macht des Glaubens" die Entstehungszeit des Katechismus als einer Zeit der Krise und des Umbruchs um 1600, hieß es weiter. An den zwei Standorten soll diese Zeit in Portraits, kostbaren Handschriften, Grafiken, Waffen, edlen Kunstgerätschaften und Animationen wieder lebendig werden.

Im Vorfeld des offiziellen Festaktes wollen sich Kretschmann, Schneider und auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, in das Goldene Buch der Stadt Heidelberg eintragen. Das Festwochenende beginnt an Christi Himmelfahrt (9. Mai) mit einem Gottesdienst, der in der ARD live von 10 bis 11 Uhr übertragen wird. Ein Festgottesdienst beschließt das Jubiläumswochenende am 12. Mai um 11 Uhr in der Heiliggeistkirche zu Heidelberg. Hieran nehmen ökumenische Gäste aus den Niederlanden, Tschechien, Rumänien, Ghana, Kamerun und Indonesien teil. Die Predigt hält der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer.

Der "Heidelberger" - wie er kurz genannt wird - gibt Antwort auf 129 zentrale Fragen des evangelisch-reformierten Glaubens. Berühmt geworden ist vor allem die erste Frage: "Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?" Das Buch ist in drei Abschnitte unterteilt, die ersten beiden behandeln des "Menschen Elend" und des "Menschen Erlösung". Der dritte Teil steht unter der Überschrift "Von der Dankbarkeit".

Als maßgeblicher Verfasser gilt Zacharias Ursinus (1534-1583). Der aus Breslau stammende Heidelberger Professor für Dogmatik war Schüler des Reformators Philipp Melanchthon in Wittenberg. Innerhalb der evangelischen Kirche gibt es zwei Hauptströmungen: Lutheraner und Reformierte. Die lutherischen Kirchen und Gemeinden gründen sich vor allem auf den Kleinen Katechismus Martin Luthers und die "Confessio Augustana", das Augsburgische Bekenntnis von 1530. Für die in der Tradition des Genfer Reformators Johannes Calvin stehenden Reformierten hat der Heidelberger Katechismus inzwischen die Bedeutung eines weltweit reformierten Bekenntnisses gewonnen, auch wenn er nicht in allen Kirchen offiziellen Status hat.

http://www.heidelberger-katechismus.net
25. April 2013