Kirchen fordern öffentlich geförderten "sozialen Arbeitsmarkt"

Trier (epd). Angesichts einer verfestigten Langzeitarbeitslosigkeit plädieren die Evangelische Kirche im Rheinland und das Bistum Trier für einen "sozialen Arbeitsmarkt" mit öffentlich geförderter Beschäftigung. Die Schicksale von Millionen arbeitsloser Frauen und Männer zeigten, dass menschliche Arbeit mehr sei als nur Broterwerb, sagte der rheinische Präses Manfred Rekowski am Mittwoch bei der Vorstellung einer arbeitsmarktpolitischen Studie der Uni Koblenz. "Arbeit ist ein Menschenrecht, das allen gilt", unterstrich Rekowski.

"Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, dass Menschen dauerhaft abgehängt werden", betonte der Präses. Die Menschen wollten arbeiten und ihr Leben selbst finanzieren. Ziel müsse es sein, die Anzahl der resignierten Arbeitslosen nicht weiter wachsen zu lassen.

Ein "inklusiver Arbeitsmarkt" müsse ohne die bisher üblichen Befristungsregeln auskommen und sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen bereithalten, sagte Rekowski. Der Präses unterstrich, dass die Kirchen nicht nur an die Politik appellierten, sondern auch selbst arbeitsmarktpolitische Akteure seien.

Die Studie unter dem Titel "Endstation Arbeitsgelegenheit" - Teilhabeperspektiven in Ein-Euro-Jobs" des Koblenzer Professors Stefan Sell entstand auf Anregung von Kirchen und Wohlfahrtsverbänden. Danach bleibt die Langzeitarbeitslosigkeit das große Problem des deutschen Arbeitsmarktes.

Trotz der aktuell günstigen Arbeitsmarktlage haben sich die Chancen Langzeitarbeitsloser mit mehrfachen Einschränkungen auf einen Job nicht verbessert. Etwa drei Millionen Menschen beziehen der Studie zufolge länger als zwölf Monate Arbeitslosengeld II, etwa eine Million sind seit der Einführung der Grundsicherung im Jahr 2005 im Leistungsbezug.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hob die sozialpolitische Dimension der Studie hervor. Bisherige Untersuchungen hätten einen eingeschränkten Blick auf arbeitsmarktpolitische Effizienz gelegt, sagte Ackermann. "Diese Studie schaut den Menschen ins Gesicht."

24. Mai 2013