Rheinischer Präses will veränderungsfähige Kirche

Düsseldorf (epd). Der neue rheinische Präses Manfred Rekowski wirbt angesichts sinkender Einnahmen und Mitgliederzahlen für eine Neuausrichtung der evangelischen Kirche. Die Kirche der Zukunft müsse weniger auf institutionelle Präsenz setzen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Künftig wird es stärker auf die Menschen ankommen, die in der Kirche arbeiten." Beispielsweise müsse die Studierenden-Seelsorge heute nicht mehr zwingend ein Wohnheim betreiben, entscheidend sei die Finanzierung eines Seelsorgers.

Rekowski steht am Dienstag (11. Juni) genau 100 Tage als leitender Geistlicher an der Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland. Er war im Januar zum Nachfolger von Nikolaus Schneider gewählt und am 3. März ins Präses-Amt eingeführt worden. Die rheinische Kirche ist mit über 2,7 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland. Sie erstreckt sich auf Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.

Es gehe darum, eine veränderungsfähige Kirche zu sein, "die nicht nur scheibchenweise kleiner wird, sondern bereit und fähig zum Aufbruch ist", erläuterte der 55-jährige Theologe seine Vorstellungen. Die Arbeitsformen könnten nicht mehr für Jahrzehnte geplant und festgeschrieben werden, "sondern es ist immer wieder neu zu fragen: Was geht jetzt, was ist jetzt dran?"

Die Pfarrer müssen nach Rekowskis Ansicht von Aufgaben wie Verwaltungsarbeit entlastet und gezielter eingesetzt werden. Mit Blick auf den Schüsselberuf der Kirche gelte es mehr denn je zu entscheiden: "Wohin soll die pastorale Power fließen?"

Das Verständnis von Volkskirche hängt für Rekowski nicht nur von der Größe ab. "Wir haben immer auch eine Verantwortung für das Ganze und werden auf die gesellschaftliche Dimension des Evangeliums schauen, egal wie groß unsere gesellschaftliche Relevanz gemessen an der Mitgliederzahl ist", sagte er.

Nach den Millionenverlusten beim kircheneigenen Unternehmen bbz muss nach den Worten des Präses noch die Frage beantwortet werden, "ob wir dauerhaft unternehmerisch in diesem Bereich tätig sein wollen". "Revolutionäre Veränderungen" der Kirchenstruktur im Rheinland, wie sie eine unabhängige Kommission ins Gespräch gebracht hatte, halte er aber nicht für nötig. Er sei von der presbyterial-synodalen Ordnung "sehr überzeugt", sagte Rekowski. "Idealtypisch ist sie unschlagbar, real existierend ist aber möglicherweise die eine oder andere Optimierung sinnvoll."

10. Juni 2013