Zwischen Helgoland und polnischer Grenze: Erster Nordkirchen-Bischof will Vielfalt stärken

Schwerin (epd). Der erste Landesbischof der Nordkirche in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, Gerhard Ulrich, will die Vielfalt der Kulturen in seiner Region fördern. Die unterschiedlichen Geschichten und Realitäten zwischen Helgoland und der polnischen Grenze wolle er "nicht angleichen, sondern erhalten", sagte er anlässlich seiner Amtseinführung am Sonntag im Schweriner Dom dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Dieser Vielfalt wollen wir Raum geben, weil dies eine Stärke des Protestantismus ist."

Die Nordkirche ist die bundesweit jüngste evangelische Landeskirche, Gegründet wurde die "Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland", wie sie offiziell heißt, Pfingsten 2012 als Zusammenschluss der Nordelbischen Kirche, der Landeskirche Mecklenburgs und der Pommerschen Kirche. Es war die erste Fusion von Landeskirchen der alten Bundesrepublik und der ehemaligen DDR. Insgesamt sind in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) 20 lutherische, reformierte und unierte Landeskirchen zusammengeschlossen. Mit 2,25 Millionen Mitgliedern ist die Nordkirche die fünftgrößte Landeskirche in der EKD.

Das bischöfliche Amt habe "der Lehre und der Einheit zu dienen", so Ulrich weiter. Doch auch als Landesbischof verstehe er sich nicht als jemand, der hierarchisch handelt: "Ich bin Pastor, und als Pastor bin ich Bischof, und als Bischof bin ich Landesbischof." Nach protestantischem Verständnis wachse die Wahrheit nicht aus der Hierarchie, sondern im Dialog miteinander - über die Fragen des Glaubens und in der Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes.

Zu dieser Vielfalt gehören laut Ulrich auch die unterschiedlichen Positionen zum Thema Homosexualität in der Nordkirche. Der Bischofsrat werde sich damit intensiv befassen, kündigte er an. Doch auch hier habe er die "Vision, dass wir es schaffen, mit Spannungen zu leben". Man müsse vor allem auch die Frage stellen, was die Menschen bei diesem Thema eigentlich so sehr erschüttert. Der Sündenbegriff allein führe da nicht weiter.

Er persönlich glaube, dass der Segen Gottes "viel größer ist als wir denken". Dies müsse theologisch diskutiert werden, sagte Ulrich, der im Nebenamt auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist.

23. August 2013